William Shakespeare

Sonette

 

übersetzt von Markus Marti

 

(work in progress)

Übersetzung wird fortgesetzt. Bisher:

1, 2, 3, 4, 5/6, 7, 8, 9, 10, 11, 12, 13, 14, 15/16, 17, 18, 19, 20, 21, 22, 23, 24, 25, 26, 27/28, 29, 30, 31, 32, 33, 34, 35, 36, 37, 38, 39, 40, 41, 42, 43, 44/45, 46, 47, 48, 49, 50/51, 52, 53, 54, 55, 56, 57, 58, 59, 60, 61, 62, 63, 64 /65, 66, 67/68, 69, 70, 71, 72, 73, 74, 75, 76, 77, 78/79, 80, 81, 82, 83, 84, 85, 86, 87, 88, 89, 90, 91, 92, 93, 94, 95, 96, 97, 98, 99, 100, 101, 102, 103, 104, 105, 106, 107, 108, 109, 110, 111, 112, 113, 114, 115, 116, 117, 118/119, 120, 121, 122, 123, 124, 125, 126, 127, 128, 129, 130, 131, 132, 133, 134, 135 / 136, 137, 138, 139, 140, 141, 142, 143, 144, 145, 146, 147, 148, 149, 150, 151, 152, 153, 154

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Shakespeares Lyrische Hausapotheke (Anwendungstipps)

76

VVHy is my verse so barren of new pride?
So far from variation or quicke change?
Why with the time do I not glance aside
To new found methods, and to compounds strange?

Why write I still all one, euer the same,
And keepe inuention in a noted weed,
That euery word doth almost tell [Q:fel] my name,
Shewing their birth, and where they did proceed?

O know sweet loue I alwaies write of you,
And you and loue are still my argument:
So all my best is dressing old words new,
Spending againe what is already spent:

For as the Sun is daily new and old,
So is my loue still telling what is told,

76

Warum sind meine Verse nicht so schick,
und ohne Variation im Argument?
Warum versuch ich keinen neuen Trick,
brauch nicht Komposita, die keiner kennt?

Warum schreib ich im ewig gleichen Stil
und geb der Phantasie kein neues Kleid?
Ein jedes Wort verrät schon mein Profil,
gibt über seine Herkunft gleich Bescheid.

Ihr wisst, ich schreibe immer von uns beiden,
will stets nur unsre Liebe proklamieren.
Die muss ich neu in alte Worte kleiden,
kann nur, was schon gebraucht ist, reziklieren,

Die alte Sonne macht den neuen Tag.
So sagt auch Liebe stets, was schon gesagt.

Anm. 76 - zum Anfang

77

THy glasse will shew thee how thy beauties wear [were],
Thy dyall how thy pretious mynuits waste,
The vacant leaues thy mindes imprint will beare,
And of this booke, this learning maist thou taste.

The wrinckles which thy glasse will truly show,
Of mouthed graues will giue thee memorie,
Thou by thy dyals shady stealth maist know,
Times theeuish progresse to eternitie.

Looke what thy memorie cannot containe,
Commit to these waste blanks [blacks], and thou shalt finde
Those children nurst, deliuerd from thy braine,
To take a new acquaintance of thy minde.

These offices, so oft as thou wilt looke,
Shall profit thee, and much inrich thy booke.

77

Im Spiegel siehst du deine Schönheit schwinden,
die Uhr zeigt dir, wie die Minuten fliehn.
Im leeren Buch wird sich dein Geist befinden,
und daraus kannst du jetzt schon diese Lehre ziehn:

Dein Spiegel wird dir Runzeln zeigen nur,
die dich an offne Gräber dann gemahnen,
Wie sich der Schatten fortstiehlt auf der Uhr,
zeigt dir die Zeit als Dieb auf ew'gen Bahnen.

Was dein Gedächtnis nicht behalten kann,
das lass auf diese Seiten sich ergießen,
bis die vergessnen Geisteskinder dann
erneut mit deinem Geist Bekanntschaft schließen.

Üb so den Geist, dann siehst du auch sogleich:
du profitierst, und auch dein Buch wird reich.

Anm. 77 - zum Anfang

78

SO oft haue I inuok'd thee for my Muse,
And found such faire assistance in my verse,
As euery Alien pen hath got my vse,
And vnder thee their poesie disperse.

Thine eyes, that taught the dumbe on high to sing,
And heauie ignorance aloft to flie,
Haue added fethers to the learneds wing,
And giuen grace a double Maiestie.

Yet be most proud of that which I compile,
Whose influence is thine, and borne of thee,
In others workes thou doost but mend the stile,
And Arts with thy sweete graces graced be.

But thou art all my art, and doost aduance
As high as learning, my rude ignorance.

78

Wie oft schon rief ich dich als Muse an
und fand dank deiner Schönheit gute Themen!
Jetzt nehmen Fremde meinen Usus an,
indem sie dich als ihren Gönner nehmen.

Die Augen, die mich Stummen singen lehrten,
dem schweren Ignoranten Flügel gaben,
beflügeln nun die Federn von Gelehrten,
bedenken Fürsten noch mit weitern Gaben.

Doch meine Dichtung muss dich stolzer machen,
sie ist von dir beeinflusst, ganz dein Kind,
In Werken andrer wirst du nichts entfachen,
schenkst denen Gunst, die schon begünstigt sind.

Was ich kann, das bist du, mich bringst du weit,
verleihst dem groben Klotz Gelehrsamkeit.

Anm. 78 - zum Anfang

79

VVHilst I alone did call vpon thy ayde,
My verse alone had all thy gentle grace,
But now my gracious numbers are decayde,
And my sick Muse doth giue an other place.

I grant (sweet loue) thy louely argument
Deserues the trauaile of a worthier pen,
Yet what of thee thy Poet doth inuent,
He robs thee of, and payes it thee againe,

He lends thee vertue, and he stole that word,
From thy behauiour, beautie doth he giue
And found it in thy cheeke: he can affoord
No praise to thee, but what in thee doth liue.

Then thanke him not for that which he doth say,
Since what he owes thee, thou thy selfe doost pay.

79

Solang ich ganz alleine Hilf bekommen,
da war in meinen Versen all dein Schatz.
Nun hat die Zahl der Verse abgenommen,
die Muse, meiner satt, lässt anderen Platz.

Ich gebe zu, dass du's als Gegenstand
verdienst, dass einer besser dichten kann.
Jedoch, wer je was über dich "erfand",
nahm's erst von dir und gibt's zurück dir dann.

Gibt er dir Tugend? Er entnahm das Wort
aus deinem Wesen! Schönheit gibt er dir?
Die nahm er nur aus deiner Wange fort.
Nichts lässt sich loben, das nicht längst in dir.

Dank nicht für das, was er in Worten zahlt.
Er ist's dir schuldig, du hast's selbst bezahlt.

Anm. 79 - zum Anfang

80

O How I faint when I of you do write,
Knowing a better spirit doth vse your name,
And in the praise thereof spends all his might,
To make me toung-tide speaking of your fame.

But since your worth (wide as the Ocean is)
The humble as the proudest saile doth beare,
My sawsie barke (inferior farre to his)
On your broad maine doth wilfully appeare.

Your shallowest helpe will hold me vp a floate,
Whilst he vpon your soundlesse deepe doth ride,
Or ( being wrackt) I am a worthlesse bote,
He of tall building, and of goodly pride.

Then If he thriue and I be cast away,
The worst was this, my loue was my decay.

80

Schreib ich von Euch, fühl ich mich immer schwach,
Denn Euren Namen braucht ein bessrer Geist,
der rühmt ihn, trachtet aber auch danach,
die Zunge mir zu binden, wenn er preist.

Doch Euer Wert (so mächtig wie das Meer)
kann auch ein zweites, schlichtres Segel tragen.
Drum will mein Bötchen (halb so stolz wie er)
sich mutig auch auf Eure See noch wagen.

Mit etwas Hilfe wär ich bald mal flott,
kreuzt er auch schon auf Eurer höchsten See.
Stoß ich jedoch auf Klippen, bin ich Schrott,
und er, so gut gebaut, der Stolz der See!

Das wär das Schlimmste: Jener segelt munter,
und ich, ein Wrack, ich geh aus Liebe unter.

Anm. 80 - zum Anfang

81

OR I shall liue your Epitaph to make,
Or you suruiue when I in earth am rotten,
From hence your memory death cannot take,
Although in me each part will be forgotten.

Your name from hence immortall life shall haue,
Though I ( once gone) to all the world must dye,
The earth can yeeld me but a common graue,
When you intombed in mens eyes shall lye,

Your monument shall be my gentle verse,
Which eyes not yet created shall ore-read,
And toungs to be, your beeing shall rehearse,
When all the breathers of this world are dead.

You still shall liue (such vertue hath my Pen)
Where breath most breaths, euen in the mouths of men.

81

Ob ich es bin, der Euren Grabspruch schreibt,
ob Ihr noch lebt, und ich verfaul' im Grab,
egal: kein Tod mehr, der Euch hier vertreibt,
selbst wenn ich alles schon vergessen hab.

Und Euer Name ist jetzt nicht mehr sterblich,
werd' ich auch aller Welt entrissen sein.
Ein schlichtes Grab nur in der Erde erb' ich,
Ihr liegt vor aller Augen hier im Schrein.

Und dann wird dieser Vers Euch Denkmal sein,
den jetzt noch ungeborne Augen lesen,
und Zukunftszungen halten Euch am Sein,
wenn alle, die jetzt leben, schon verwesen.

Ihr werdet dann dank meiner Feder leben,
im Mund von Menschen, die Euch Atem geben.

Variante (Du-Form).

 

82

I Grant thou wert not married to my Muse,
And therefore maiest without attaint ore-looke
The dedicated words which writers vse
Of their faire subiect, blessing euery booke.

Thou art as faire in knowledge as in hew,
Finding thy worth a limmit past my praise,
And therefore art inforc'd to seeke anew,
Some fresher stampe of the time bettering dayes.

And do so loue, yet when they haue deuisde,
What strained touches Rhethorick can lend,
Thou truly faire, wert truly simpathizde,
In true plaine words, by thy true telling friend.

And their grosse painting might be better vs'd,
Where cheekes need blood, in thee it is abus'd.

82

Mit meiner Muse bist du nicht verlobt,
darfst also, ohne falsche Scham deswegen,
die Widmung lesen, wo der Dichter lobt,
was er besingt, dem eignen Buch zum Segen.

Du bist an Geist und Körper ideal
und weißt dich über all mein Lob erhaben.
Das zwingt dich jetzt zu einer neuen Wahl,
du willst dein Abbild zeitgemäßer haben.

Mach das; doch wenn die ausgeklügelt haben,
was die Rhetorik liefern kann an Bildern,
würd' dich mein wahres Bild mit deinen Gaben
in simplen Worten viel getreuer schildern.

Den Wangen ohne Blut bringt sie Ersatz,
bei dir ist dicke Schminke fehl am Platz.

Anm. 82 - zum Anfang

83

I Neuer saw that you did painting need,
And therefore to your faire no painting set,
I found (or thought I found) you did exceed,
The barren tender of a Poets debt:

And therefore haue I slept in your report,
That you your selfe being extant well might show,
How farre a moderne quill doth come to short,
Speaking of worth, what worth in you doth grow,

This silence for my sinne you did impute,
Which shall be most my glory being dombe,
For I impaire not beautie being mute,
When others would giue life, and bring a tombe.

There liues more life in one of your faire eyes,
Then both your Poets can in praise deuise.

83

Ich fand noch nie, dass Ihr Euch schminken müsstet,
drum hab ich Eure Schönheit nicht gemalt.
Ich dachte stets, dass Ihr Euch größer wüsstet
als dummes Lob des Dichters, gut bezahlt.

Darum verschlief ich's, Eure Ehr zu preisen,
die Eure eigne Gegenwart schon zeigt.
Wie muss die Feder sich heut stumpf erweisen,
spricht sie von Wert, vom Wert, der in Euch steigt.

Dies Schweigen legt ihr mir als Fehler aus,
doch ehrt es mich, dass ich geschwiegen hab,
so mindre ich die Schönheit nicht. Statt Saus
und Braus servier'n uns viele nur ein Grab.

In Euren schönen Augen lebt mehr Leben,
als beide Dichter Euch durch Lob noch geben.

Anm. 83 - zum Anfang

84

WHo is it that sayes most, which can say more,
Then this rich praise, that you alone, are you,
In whose confine immured is the store,
Which should example where your equall grew,

Leane penurie within that Pen doth dwell,
That to his subiect lends not some small glory,
But he that writes of you, if he can tell,
That you are you, so dignifies his story.

Let him but coppy what in you is writ,
Not making worse what nature made so cleere,
And such a counter-part shall fame his wit,
Making his stile admired euery where.

You to your beautious blessings adde a curse,
Being fond on praise, which makes your praises worse.

84

Der grösste Dichter weiss, mit diesem Satz:
"Nur Ihr seid Ihr", ist höchstes Lob erreicht.
Wer hat solch einen reichen Bilderschatz,
in dem sich etwas findet, das Euch gleicht?

Ein Armutszeugnis wär's, wenn eine Feder
kein bisschen Ehre dem Sujet erweist,
doch wer von Euch schreibt, macht sein Werk schon edel,
wenn er bloß sagt, Ihr seiet, wie Ihr seid.

Was in Euch drinnen steht, kopiert er's bloß,
verdunkelt nicht, was die Natur erhellt,
dann macht der Abklatsch ihn berühmt und groß,
und seinen Stil bewundert alle Welt.

Fügt keinen Fluch zu Euren vielen Gnaden:
Mehr Lob zu wollen, würde Euch nur schaden.


Variante Strophe 1:

Wen gibt's, der dies noch überbieten kann:
dies reiche Lob: Nur Ihr allein seid Ihr,
in Eurem Herzen eingemauert dann
der reichste Schatz: Eu'r Vorbild, gleich wie Ihr!

 

Variante (Du-Form)

Anm. 84 - zum Anfang

85

MY toung-tide Muse in manners holds her still,
While comments of your praise richly compil'd,
Reserue their Character with goulden quill,
And precious phrase by all the Muses fil'd.

I thinke good thoughts, whilst other write good wordes,
And like vnlettered clarke still crie Amen,
To euery Himne that able spirit affords,
In polisht forme of well refined pen.

Hearing you praisd, I say 'tis so, 'tis true,
And to the most of praise adde some-thing more,
But that is in my thought, whose loue to you
(Though words come hind-most) holds his ranke before,

Then others, for the breath of words respect,
Me for my dombe thoughts, speaking in effect.

85

Manierlich hält sich meine Muse still,
wenn Kommentare hohen Stils Euch loben,
wo goldne Feder Euch erhalten will,
in Sätzen, woran alle Musen woben.

Wo andere Wörter wählen, denk ich lieb
und schrei dann wie ein Kirchendiener "Amen"
zu jeder Hymne, die ein Großer schrieb,
in schöner Form und wohlpoliertem Rahmen.

Hör ich das Lob, dann sag ich, es sei wahr,
zum höchsten Lob find ich noch etwas mehr,
doch nur im Geiste, dessen Liebe klar
zuerst kommt (Wörter hinken hinterher).

Dann müssen andere artikulieren,
und was ich stumm gedacht nur noch zitieren.

Anm. 85 - zum Anfang

86

VVAs it the proud full saile of his great verse,
Bound for the prize of (all to precious) you,
That did my ripe thoughts in my braine inhearse,
Making their tomb the wombe wherein they grew?

Was it his spirit, by spirits taught to write,
Aboue a mortall pitch, that struck me dead?
No, neither he, nor his compiers by night
Giuing him ayde, my verse astonished.

He nor that affable familiar ghost
Which nightly gulls him with intelligence,
As victors of my silence cannot boast,
I was not sick of any feare from thence.

But hen your countinance fild vp his line,
Then lackt I matter, that infeebled mine.

86

War's das vom Stolz geblähte Segel dessen,
der nur an Euch als freie Beute dachte,
das die Ideen mir im Hirn zerfressen
und ihren Schoß zu ihrem Grabe machte?

War es sein Geist, den Geister schreiben lehrten
auf höchsten Höhn, der mich verstummen ließ?
Nicht der, und keiner seiner Nachtgefährten
war schuld daran, dass mich mein Vers verließ.

Nicht der, und nicht der nette Hauslemur,
der nächtlich ihm mit neuem Wissen kam,
kann sich ob meines Schweigens brüsten. Nur
Gespenster machten mich vor Angst nicht lahm.

Mir ging der Stoff erst aus, seit Eure Gunst
ihm Zeilen füllt, das schwächte meine Kunst.

Anm. 86 - zum Anfang

87

FArewell thou art too deare for my possessing,
And like enough thou knows thy estimate,
The Charter of thy worth giues thee releasing:
My bonds in thee are all determinate.

For how do I hold thee but by thy granting,
And for that ritches where is my deseruing?
The cause of this faire guift in me is wanting,
And so my pattent back againe is sweruing.

Thy selfe thou gau'st, thy owne worth then not knowing,
Or mee to whom thou gau'st it, else mistaking,
So thy great guift vpon misprision growing,
Comes home againe, on better iudgement making.

Thus haue I had thee as a dreame doth flatter,
In sleepe a King, but waking no such matter.

87

Lebwohl, zu teuer kommst du mich zu stehen,
du weißt ja, was es kostet, dich zu kaufen.
Hier ist dein Freibrief: Du bist frei zu gehen,
mein Anteilschein an dir ist abgelaufen.

Könnt ich dich gegen deinen Willen halten?
Wie würd ich solchen Reichtum auch verdienen?
Auch als Geschenk darf ich dich nicht behalten,
ich muss drum meine Rechte retournieren.

Du gabst dich, ohne deinen Wert zu kennen,
vielleicht hast du dich auch in mir getäuscht,
Und dein Geschenk - ein'n Irrtum könnt man's nennen -
wird refüsiert, da es im Test enttäuscht.

Im Traume schmeichelte mir dein Besitz,
bin schlafend König, wachend nur ein Witz.

Anm. 87 - zum Anfang

88

VVHen thou shalt be dispode to set me light,
And place my merrit in the eie of skorne,
Vpon thy side, against my selfe ile fight,
And proue thee virtuous, though thou art forsworne:

With mine owne weakenesse being best acquainted,
Vpon thy part I can set downe a story
Of faults conceald, wherein I am attainted:
That thou in loosing me shall win much glory:

And I by this wil be a gainer too,
For bending all my louing thoughts on thee,
The iniuries that to my selfe I doe,
Doing thee vantage, duble vantage me.

Such is my loue, to thee I so belong,
That for thy right, my selfe will beare all wrong.

88

Wenn du nur noch Verachtung zeigst für mich,
mir lachend jegliches Verdienst absprichst,
dann streit ich selbst auch gegen mich für dich
und zeig dich treu, obwohl du Eide brichst.

Da ich ja meine eignen Schwächen kenne,
kann ich mit dir eine Geschichte proben,
von schlimmen Fehlern, die ich jetzt nicht nenne.
Gibst du mich frei dann, wird man dich nur loben.

So werde ich dann selbst auch noch gewinnen,
denn wend ich meine Liebe ganz auf dich,
und schade mir dann selbst, wirst du gewinnen,
was du gewinnst, gewinne doppelt ich.

Ich liebe dich, bin hier zu deinen Füßen,
und möcht für dein Recht jedes Unrecht büßen.

Anm. 88 - zum Anfang

89

SAy that thou didst forsake mee for some falt,
And I will comment vpon that offence,
Speake of my lamenesse, and I straight will halt:
Against thy reasons making no defence.

Thou canst not (loue) disgrace me halfe so ill,
To set a forme vpon desired change,
As ile my selfe disgrace, knowing thy wil,
I will acquaintance strangle and looke strange:

Be absent from thy walkes and in my tongue,
Thy sweet beloued name no more shall dwell,
Least I (too much prophane) should do it wronge:
And haplie of our old acquaintance tell.

For thee, against my selfe ile vow debate,
For I must nere loue him whom thou dost hate.

89

Sag, es wär meine Schuld, liefst du davon,
dann will ich meinen Rechtsbruch offen legen.
Sprich nur von Lahmheit, und ich hinke schon,
was du auch sagst, ich halte nichts dagegen.

Nur halb so schlimm ist, was du mir tun willst,
um einen Grund zu finden, dich zu trennen,
wie das, was ich mir antu', weil's du willst:
Ich werde tun, als würd' ich dich nicht kennen,

werd' deine Orte meiden, meine Zung'
wird nie mehr deinen süßen Namen nennen,
es sei, ich würde (nur als Lästerung)
mich glücklich noch zur alten Lieb bekennen.

Für dich werd' ich mich selbst zum Feind erklären,
kann nicht, mit wem du hasst, als Freund verkehren.

Anm. 90 - zum Anfang

90

THen hate me when thou wilt, if euer, now,
Now while the world is bent my deeds to crosse,
Ioyne with the spight of fortune, make me bow,
And doe not drop in for an after losse:

Ah doe not, when my heart hath scapte this sorrow,
Come in the rereward of a conquerd woe,
Giue not a windy night a rainie morrow,
To linger out a purposd ouer-throw.

If thou wilt leaue me, do not leaue me last,
When other pettie griefes haue done their spight,
But in the onset come, so shall I taste
At first the very worst of fortunes might.

And other straines of woe, which now seeme woe,
Compar'd with losse of thee, will not seeme so.

90

Wenn du mich hassen willst, so tu es jetzt,
jetzt stellt die Welt sich meinen Plänen quer,
komm mit dem Schicksal, wenn es mich verletzt,
fall nicht danach noch über mich einher!

Komm nicht erst, wenn mein Herz der Sorg entrinnt,
als Nachhut des besiegten Unglücks noch,
lass nicht noch Regen folgen auf den Wind,
verlängre nicht die Qual, zerstör mich doch!

Du solltest mich nicht erst zuletzt verlassen,
wenn all die kleinen Kummer mich schon plagen.
Komm zu Beginn, dann kann ich gleich erfassen,
wie schlimm die Macht des Schicksals mich wird schlagen.

Vergleich' ich, was ein Unglück scheint zu sein,
mit dem Verlust von dir, dann ist es klein.

Anm. 90 - zum Anfang

91

SOme glory in their birth, some in their skill,
Some in their wealth, some in their bodies force,
Some in their garments though new-fangled ill:
Some in their Hawkes and Hounds, some in their Horse.

And euery humor hath his adiunct pleasure,
Wherein it findes a ioy aboue the rest,
But these perticulers are not my measure,
All these I better in one generall best.

Thy loue is bitter then high birth to me,
Richer then wealth, prouder then garments cost,
Of more delight then Hawkes or Horses bee:
And hauing thee, of all mens pride I boast.

Wretched in this alone, that thou maist take,
All this away, and me most wretched make.

91

Mit Herkunft prahlen die, mit Können die,
die schätzen Geld, die ihren Körper wert,
die zeigen Kleider, modisch wie noch nie,
die haben Hund und Habicht, die ein Pferd.

Für jeden Menschentypus gibt's etwas,
das er das höchste der Gefühle nennt,
doch solcher Kleinkram ist für mich kein Maß:
Mein Bestes ist das Beste, das man kennt.

Der Herkunft setz ich deine Lieb entgegen,
die mehr als Kleider wert ist oder Geld,
auch Habicht oder Hund sind nichts dagegen,
dich haben ist das höchste Gut der Welt.

Mein Unglück wäre nur, nähmst du zurück
dies alles, dann verlör ich all mein Glück.

Anm. 91 - zum Anfang

92

BVt doe thy worst to steale thy selfe away,
For tearme of life thou art assured mine,
And life no longer then thy loue will stay,
For it depends vpon that loue of thine.

Then need I not to feare the worst of wrongs,
When in the least of them my life hath end,
I see, a better state to me belongs
Then that, which on thy humor doth depend.

Thou canst not vex me with inconstant minde,
Since that my life on thy reuolt doth lie,
Oh what a happy title do I finde,
Happy to haue thy loue, happy to die!

But whats so blessed faire that feares no blot,
Thou maist be falce, and yet I know it not.

92

Tu nur das Schlimmste, dich hinweg zu stehlen,
Du bist mir zugesichert bis ans Grab,
Ich sterbe, würd' mir deine Liebe fehlen,
von deiner Liebe hängt mein Leben ab.

Ich muss dem Schlimmsten nicht entgegen sehn,
da beim Geringsten schon mein Leben endet.
In diesem Zustand wird's mir wohl ergehn,
da er sich nicht nach deinen Launen wendet.

Du quälst mich nicht mit Wechselhaftigkeit,
mein Leben wär durch Untreu ja bedroht.
Wie schön, besitz' ich diese Sicherheit,
kann glücklich sein im Lieben und im Tod!

Das Schönste zeigt doch Flecken noch im Licht,
Auch du wirst falsch sein, doch ich weiß es nicht.

Anm. 92 - zum Anfang

93

SO shall I liue, supposing thou art true,
Like a deceiued husband, so loues face,
May still seeme loue to me, though alter'd new:
Thy lookes with me, thy heart in other place.

For their can liue no hatred in thine eye,
Therefore in that I cannot know thy change,
In manies lookes, the falce hearts history
Is writ in moods and frounes and wrinckles strange.

But heauen in thy creation did decree,
That in thy face sweet loue should euer dwell,
What ere thy thoughts, or thy hearts workings be,
Thy lookes should nothing thence, but sweetnesse tell.

How like Eaues apple doth thy beauty grow,
If thy sweet vertue answere not thy show.

93

Wie ein Gehörnter halt ich es für wahr,
dass du mir treu, solang mir dein Gesicht
nur etwas Liebe zeigt, verändert zwar,
dein Äußres ist bei mir, dein Herz ist's nicht.

Man sieht nie Hass aus deinen Augen schielen,
darum bemerke ich den Wechsel nicht.
Ein falsches Herz schreibt, was es tat, bei vielen
mit Launen, Linien, Runzeln ins Gesicht.

Der Himmel hat, als er dich schuf, entschieden,
es solle dein Gesicht stets Liebe tragen,
was Herz und Seele auch an Ränken schmieden,
dein Anblick solle nichts als Süßes sagen.

So schön wie Evas Apfel wärst du fast,
wenn deine Tugend nicht zum Äußern passt.

Anm. 93 - zum Anfang

94

THey that haue powre to hurt, and will doe none,
That doe not do the thing, they most do showe,
Who mouing others, are themselues as stone,
Vnmooued, could, and to temptation slow:

They rightly do inherrit heauens graces,
And husband natures ritches from expence,
They are the Lords and owners of their faces,
Others, but stewards of their excellence:

The sommers flowre is to the sommer sweet,
Though to it selfe, it onely liue and die,
But if that flowre with base infection meete,
The basest weed out-braues his dignity:

For sweetest things turne sowrest by their deedes,
Lillies that fester, smell far worse then weeds.

94

Wer weh tun könnte, und es doch nicht tut,
wer gar nicht tut, was er nach außen zeigt,
wer andere bewegt mit kaltem Blut
und dabei steinern und gelassen bleibt,

der erbt des Himmels Gnad zu Unrecht nicht.
Wer Sorge trägt den Gaben der Natur,
ist Herr und Meister über sein Gesicht,
und alle andern seine Diener nur.

Die Blume, die im Sommer süß und rein,
sie lebt nur für sich selbst und stirbt allein,
doch fängt sie irgendeine Krankheit ein,
wird selbst ein Unkraut mehr geachtet sein.

Was rein, wird durch den Liebesakt versau(r)t,
die welke Lilie überstinkt das Kraut.

Anm. 94 - zum Anfang

95

HOw sweet and louely dost thou make the shame,
Which like a canker in the fragrant Rose,
Doth spot the beautie of thy budding name?
Oh in what sweets doest thou thy sinnes inclose!

That tongue that tells the story of thy daies,
(Making lasciuious comments on thy sport)
Cannot dispraise, but in a kinde of praise,
Naming thy name, blesses an ill report.

Oh what a mansion haue those vices got,
Which for their habitation chose out thee,
Where beauties vaile doth couer euery blot,
And all things turnes to faire, that eies can see!

Take heed (deare heart) of this large priuiledge,
The hardest knife ill vs'd doth loose his edge.

95

Wie wirkt an dir noch Schande süß und lieb!
Doch wie die Raupe, wenn die Rose sprießt,
macht sie die Schönheit deines Namens trüb.
Ach, wie du deine Sünden süß verschließt!

Die Lästerzunge, die Bericht abfasst
(und, was du triebst, dann schlüpfrig kommentiert),
kann dich nicht ganz verleumden, lobt dich fast,
weil ja dein Name alles retuschiert.

Ein Prunkhaus hat das Laster da entdeckt,
das dich zu seiner Wohnung auserwählt,
Wo Schönheits Schleier jeden Flecken deckt
und alles schön macht, was das Auge quält.

Geh sorgsam um mit diesem Privileg,
bei Missbrauch geht des Messers Schärfe weg.

Anm. 95 - zum Anfang

96

SOme say thy fault is youth, some wantonesse,
Some say thy grace is youth and gentle sport,
Both grace and faults are lou'd of more and lesse:
Thou makst faults graces, that to thee resort:

As on the finger of a throned Queene,
The basest Iewell wil be well esteem'd:
So are those errors that in thee are seene,
To truths translated, and for true things deem'd.

How many Lambs might the sterne Wolfe betray,
If like a Lambe he could his lookes translate.
How many gazers mightst thou lead away,
If thou wouldst vse the strength of all thy state?

But doe not so, I loue thee in such sort,
As thou being mine, mine is thy good report.

96

Du seist zu jung, nicht Herrscher deiner Triebe,
sagt man, doch auch verspielt und voller Jugend;
ob Lob, ob Vorwurf, beides zeigt von Liebe:
Du machst aus deinen Fehlern eine Tugend.

Wie an dem Finger einer Königin
ein Kieselstein noch hohen Wert erhält,
so wird das Falsche, ist es in dir drin,
als Echtheit angesehn, die Gott gefällt.

Wie viele Lämmer könnt' ein Wolf betrügen
tauscht' er sein Fell mit einem Schafspelz aus!
Wie viele Menschen könntest du mit Lügen
verführn, spielst du nur deine Stärke aus?

Doch tu es nicht! In Liebe bin ich dein,
du mein, und so ist deine Ehre mein.

Anm. 96 - zum Anfang

97

HOw like a Winter hath my absence beene
From thee, the pleasure of the fleeting yeare?
What freezings haue I felt, what darke daies seene?
What old Decembers barenesse euery where?

And yet this time remou'd was sommers time,
The teeming Autumne big with ritch increase,
Bearing the wanton burthen of the prime,
Like widdowed wombes after their Lords decease:

Yet this aboundant issue seem'd to me,
But hope of Orphans, and vn-fathered fruite,
For Sommer and his pleasures waite on thee,
And thou away, the very birds are mute.

Or if they sing, tis with so dull a cheere,
That leaues looke pale, dreading the Winters neere.

97

Wie Winter war's, als ich von dir getrennt,
der einz'gen Freud im schnell vergangnen Jahr.
Ich fror, so dunkel war's wie im Advent,
wie im Dezember, alles unfruchtbar.

Jedoch der Sommer war am Bersten fast,
der Herbst mit reicher Ernte schwanger schon,
Im Schoß trug er des wilden Frühlings Last,
wie eine Witwe des Verflossnen Sohn.

Was üppig zu erwarten war, schien mir
ein vaterloses Kind, das keiner will;
denn Sommerfreuden gibt es nur mit dir,
und bist du weg, sind selbst die Vögel still.

und wenn sie singen, ist's ein dumpfes Trauern,
lässt Blätter bleich vor Winterfurcht erschauern.

Anm. 97 - zum Anfang

98

FRom you haue I beene absent in the spring,
When proud pide Aprill (drest in all his trim)
Hath put a spirit of youth in euery thing:
That heauie Saturne laught and leapt with him.

Yet nor the laies of birds, nor the sweet smell
Of different flowers in odor and in hew,
Could make me any summers story tell:
Or from their proud lap pluck them where they grew:

Nor did I wonder at the Lillies white,
Nor praise the deepe vermillion in the Rose,
They weare but sweet, but figures of delight:
Drawne after you, you patterne of all those.

Yet seem'd it Winter still, and you away,
As with your shaddow I with these did play.

98

Im letzten Frühling waren wir getrennt.
April erfüllte im geblümten Kleid
mit Jugendfrische jedes Element.
Saturn, der schwere, sprang vor Heiterkeit.

Zwar sangen Vögel, und die Luft roch rein
von Blumen, die verschieden süß und groß,
doch mir fiel drauf kein Sommermärchen ein,
noch pflückt ich Blumen aus dem Erdenschoß.

Das tiefe Rot der Rosen ließ mich kalt,
Die weißen Lilien hielt ich für profan,
sie waren süß, von edelster Gestalt,
doch nur Euch abgemalt, nach Eurem Plan.

Wie Winter schien es, da wir Euch nicht hatten,
und als wir spielten, war'n sie Euer Schatten.

Anm. 98 - zum Anfang

99

THe forward violet thus did I chide,

Sweet theefe whence didst thou steale thy sweet that
If not from my loues breath, the purple pride, (smels
Which on thy soft cheeke for complexion dwells?
In my loues veines thou hast too grosely died,

The Lillie I condemned for thy hand,
And buds of marierom had stolne thy haire,
The Roses fearefully on thornes did stand,
Our blushing shame, an other white dispaire:

A third nor red, nor white, had stolne of both,
And to his robbry had annext thy breath,
But for his theft in pride of all his growth
A vengfull canker eate him vp to death.

More flowers I noted, yet I none could see,
But sweet, or culler it had stolne from thee.

99

Zum frechen Veilchen hab ich dies gesagt:

"Du süßer Dieb, Du stahlst den süßen Hauch
Aus meines Liebsten Mund! Die blaue Pracht,
auf deiner sanften Wange sagt mir auch:
Aus seinem Blut hast du dein Rouge gemacht."

Für deine Hand musst' ich die Lilie tadeln,
Für's Haar die Knospen dann des Majoram.
Drei Rosen standen ängstlich, ganz auf Nadeln,
aus Furcht blass eine, eine rot vor Scham,

die dritte, die den Atem dir gestohlen,
die hatte sich mit Weiß bedient und Rot,
noch freute sie sich deshalb unverholen,
da fraß ein Wurm in voller Pracht sie tot.

Mehr Blumen sah ich noch, doch war da keine,
wo Süße oder Farbe nicht die deine.

Anm. 99 - zum Anfang

100

VVHere art thou Muse that thou forgetst so long,
To speake of that which giues thee all thy might?
Spendst thou thy furie on some worthlesse songe,
Darkning thy powre to lend base subiects light.

Returne forgetfull Muse, and straight redeeme,
In gentle numbers time so idely spent,
Sing to the eare that doth thy laies esteeme,
And giues thy pen both skill and argument.

Rise resty Muse, my loues sweet face suruay,
If time haue any wrincle grauen there,
If any, be a Satire to decay,
And make times spoiles dispised euery where.

Giue my loue fame faster then time wasts life,
So thou preuentst his sieth, and crooked knife.

100

Wo bist du, Muse, bist du ausgezehrt?
vergaßt du alles, was dir Macht verleiht?
Verfliegt dein Rausch für Lieder ohne Wert,
verschwendest Licht für eine Nichtigkeit?

Komm wieder, du zerstreute Muse, jetzt,
und mach verlorne Zeit mit Versen wett,
Sing zu dem Ohr, das deine Lieder schätzt,
und für die Feder Kraft und Inhalt hätt'.

Erheb dich, träge Muse, prüfe gut,
ob Zeit durchs Antlitz meiner Liebe fuhr,
Wenn ja, sei ein Satir in deiner Wut:
Schür Hass auf diese Zeit und ihre Spur.

Gib meiner Liebe Ruhm, bevor die Zeit
sie mit der Sense oder Sichel streift.

Anm. 100 - zum Anfang

101

OH truant Muse what shalbe thy amends,
For thy neglect of truth in beauty di'd?
Both truth and beauty on my loue depends:
So dost thou too, and therein dignifi'd:

Make answere Muse, wilt thou not haply saie,
Truth needs no collour with his collour fixt,
Beautie no pensell, beauties truth to lay:
But best is best, if neuer intermixt.

Because he needs no praise, wilt thou be dumb?
Excuse not silence so, for't lies in thee,
To make him much out-liue a gilded tombe:
And to be praisd of ages yet to be.

Then do thy office Muse, I teach thee how,
To make him seeme long hence, as he showes now.

101

Oh pflichtvergessne Muse, hast vergessen,
dass Echtes schön gefärbt sein kann, zu loben?
Was echt und schön, davon bin ich besessen,
und du bist's auch, wärst sonst ja nicht da oben!

Gib's zu, o Muse, habe ich nicht recht?
Was echt ist, wird mit Schminke nicht verwischt,
auch Schönheit braucht den Pinsel nicht, wenn echt,
das Beste ist das Beste, unvermischt.

Dass er kein Lob braucht, darf dich nicht entheben
von deiner Pflicht als Muse; sei bereit,
er muss sein stolzes Grabmal überleben
und soll gelobt sein bis in Ewigkeit.

Tu deine Pflicht - soll ich es für dich schreiben?
So wie wir ihn jetzt sehn, so soll er bleiben.

Anm. 101 - zum Anfang

102

MY loue is strengthned though more weake in seeming
I loue not lesse, thogh lesse the show appeare,
That loue is marchandiz'd, whose ritch esteeming,
The owners tongue doth publish euery where.

Our loue was new, and then but in the spring,
When I was wont to greet it with my laies,
As Philomell in summers front doth singe,
And stops his pipe in growth of riper daies:

Not that the summer is lesse pleasant now
Then when her mournefull himns did hush the night,
But that wild musick burthens euery bow,
And sweets growne common loose their deare delight.

Therefore like her, I some-time hold my tongue:
Because I would not dull you with my songe.

102

Die Lieb hat überhaupt nicht abgenommen,
sie nahm noch zu, auch wenn euch das erstaunt,
nur würde sie zum Handelsgut verkommen,
wird sie in allen Gassen ausposaunt.

Als unsre Liebe erst noch am Entspringen,
da sang ich jeden Tag ein Lied darauf.
Die Nachtigall will nur im Frühling singen,
sie hört, sobald die Tage länger, auf.

So lieblich findet sie den Aufenthalt,
wie früher, als sie nächtlich Hymnen sang.
Doch seit von jedem Ast Musik erschallt,
verlör an Reiz ihr eigner süßer Klang.

Ich halt, wie sie, auch meine Zunge jetzt,
damit mein Lied euch nicht in Schlaf versetzt.

Anm. 102 - zum Anfang

103

ALack what pouerty my Muse brings forth,
That hauing such a skope to show her pride,
The argument all bare is of more worth
Then when it hath my added praise beside.

Oh blame me not if I no more can write!
Looke in your glasse and there appeares a face,
That ouer-goes my blunt inuention quite,
Dulling my lines, and doing me disgrace.

Were it not sinfull then striuing to mend,
To marre the subiect that before was well,
For to no other passe my verses tend,
Then of your graces and your gifts to tell.

And more, much more then in my verse can sit,
Your owne glasse showes you, when you looke in it.

103

Wie arm ist, was die Muse mir gebärt,
auch wenn sie sämtliche Register zieht,
ihr bloßes Thema hat allein mehr Wert,
als wenn man noch mein Lob daneben sieht.

Doch rügt mich nicht, mehr lässt sich gar nicht schreiben!
Schaut Euch nur das Gesicht im Spiegel an,
da muss, was ich erfinde, Pfuschwerk bleiben,
die Linien grob, ich tu mir Schande an.

Doch wär es Sünde, was zu korrigieren,
ich würde nur verschlechtern, was schon gut,
mein Vers soll weiter nichts als konstatieren,
wie ihr talentreich seid, voll Edelmut.

Mehr bring ich nicht in meinen Vers hinein,
wollt Ihr noch mehr, schaut in den Spiegel rein.

Anm. 103 - zum Anfang

104

TO me faire friend you neuer can be old,
For as you were when first your eye I eyde,
Such seemes your beautie still: Three Winters colde,
Haue from the forrests shooke three summers pride,

Three beautious springs to yellow Autumne turn'd,
In processe of the seasons haue I seene,
Three Aprill perfumes in three hot Iunes burn'd,
Since first I saw you fresh which yet are greene.

Ah yet doth beauty like a Dyall hand,
Steale from his figure, and no pace perceiu'd,
So your sweete hew, which me thinkes still doth stand
Hath motion, and mine eye may be deceaued.

For feare of which, heare this thou age vnbred,
Ere you were borne was beauties summer dead.

104

In meinen Augen seid Ihr niemals alt,
denn wie ich erstmals Euch ins Auge sah,
so seht Ihr jetzt noch aus. Drei Winter, kalt,
verjagten aus dem Wald den Sommer zwar,

drei Lenze zogen gelb als Herbst durchs Land,
und im Verlauf der Jahre sah ich wie
der Maiblust dreimal im August verbrannt,
seit ich Euch sah, doch Ihr seid frisch wie nie.

So heimlich wie ein Zeiger an der Uhr,
stiehlt Schönheit was aus ihrem Arsenal,
So ändert Ihr wohl ständig die Figur,
und meine Augen merken's nicht einmal.

Du Zeit nach uns, sag dies zu unsern Erben:
Bevor Ihr kamt, musst Sommers Schönheit sterben.

Anm. 104 - zum Anfang

105

LEt not my loue be cal'd Idolatrie,
Nor my beloued as an Idoll show,
Since all alike my songs and praises be
To one, of one, still such, and euer so.

Kinde is my loue to day, to morrow kinde,
Still constant in a wondrous excellence,
Therefore my verse to constancie confin'de,
One thing expressing, leaues out difference.

Faire, kinde, and true, is all my argument,
Faire, kinde and true, varrying to other words,
And in this change is my inuention spent,
Three theams in one, which wondrous scope affords.

Faire, kinde, and true, haue often liu'd alone.
Which three till now, neuer kept seate in one.

105

Nennt meine Liebe nicht Idolatrie,
und den geliebten Menschen nicht Idol,
dreht sich auch alle meine Poesie,
nur immer um und über diesen Pol.

Denn gut ist meine Liebe* heut und morgen,
konstant ein Wunder an Vortrefflichkeit,
das bleibt in meinen Versen nicht verborgen,
ihr einzig Thema ist Beständigkeit.

Das Schöne, Gute, Wahre, das sind die
Begriffe, die ich ständig variier'.
Darin erschöpft sich meine Phantasie,
die drei in Einem sind mein weit Revier.

Was schön, was gut, was wahr, wurd' oft bedichtet,
zusammen werden sie erst jetzt gesichtet.


nach Bedarf zu ersetzen mit: "mein Geliebter" oder "meine Liebste"

Anm. 105 - zum Anfang

106

WHen in the Chronicle of wasted time,
I see discriptions of the fairest wights,
And beautie making beautifull old rime,
In praise of Ladies dead, and louely Knights,

Then in the blazon of sweet beauties best,
Of hand, of foote, of lip, of eye, of brow,
I see their antique Pen would haue exprest,
Euen such a beauty as you maister now.

So all their praises are but prophesies
Of this our time, all you prefiguring,
And for they look'd but with deuining eyes,
They had not still enough your worth to sing:

For we which now behold these present dayes,
Haue eyes to wonder, but lack toungs to praise.

106

Wenn ich in Chroniken verflossner Zeit
Verherrlichung von alten Recken find',
und Schönheit Schönheit diesem Reim verleiht,
preist er, wie tote Fraun und Ritter sind;

dann denk ich, dass im Schönheitskatalog
von Lippe, Aug und Braue, Hand und Fuß,
die alte Feder überhaupt nicht log,
sie zeigt, was man an Euch beachten muss.

Prophetisch nur ist alles zu verstehn,
man spricht von unsrer Zeit, von Euch allein,
und da der Seher Augen nicht gut sehn,
ist auch ihr Lob für Euch noch viel zu klein.

Wir können sehn, wovon die Seher sungen,
Doch Euch zu preisen, fehlt es uns an Zungen.

Anm. 105 - zum Anfang

107

NOt mine owne feares, nor the prophetick soule,
Of the wide world, dreaming on things to come,
Can yet the lease of my true loue controule,
Supposde as forfeit to a confin'd doome.

The mortall Moone hath her eclipse indur'de,
And the sad Augurs mock their owne presage,
Incertenties now crowne them-selues assur'de,
And peace proclaimes Oliues of endlesse age,

Now with the drops of this most balmie time,
My loue lookes fresh, and death to me subscribes,
Since spight of him Ile liue in this poore rime,
While he insults ore dull and speachlesse tribes.

And thou in this shalt finde thy monument,
When tyrants crests and tombs of brasse are spent.

107

Nicht meine Furcht, nicht die der ganzen Welt,
die uns in Träumen Düstres prophezeit,
vermag, dass meine wahre Lieb verfällt,
schien sie auch schon dem Untergang geweiht.

Die Finsternis des Monds ist überstanden,
der Untergang war eine Fehlanzeige,
was zaghaft schien, ist siegreich auferstanden,
und ewger Friede bringt Olivenzweige.

Die neue Zeit tropft Balsam in die Herzen,
macht meine Liebe frisch, besiegt den Tod.
Ich lebe, ihm zum Trotz, in diesen Versen,
da er nur die, die sprachlos sind, bedroht.

Dein Lob wird noch dies Monument bekunden,
wenn der Tyrannen Pracht schon längst verschwunden.

Anm. 107 - zum Anfang

108

VVHat's in the braine that Inck may character,
Which hath not figur'd to thee my true spirit,
What's new to speake, what now to register,
That may expresse my loue, or thy deare merit?

Nothing sweet boy, but yet like prayers diuine,
I must each day say ore the very same,
Counting no old thing old, thou mine, I thine,
Euen as when first I hallowed thy faire name.

So that eternall loue in loues fresh case,
Waighes not the dust and iniury of age,
Nor giues to necessary wrinckles place,
But makes antiquitie for aye his page,

Finding the first conceit of loue there bred,
Where time and outward forme would shew it dead,

108

Was schwebt im Hirn, das sich noch schreiben lässt,
was hat mein Geist noch nicht für dich erfunden,
was gibt es Neues und wie halt ich's fest,
wie könnt ich meine Liebe noch bekunden?

Ich finde nichts, kann nur noch dies Gebet
tagein, tagaus zu sprechen nicht erlahmen:
"Bist mein, ich dein, was alt ist, das besteht,
geheiligt sei dein schöner Name. Amen."

Doch diese Form kann Liebe frisch behalten;
vor Staub und Alter ist sie so beschützt,
Auch Runzeln werden keinen Platz erhalten,
Das Alter wird zur Forschung nun benützt:

Womit hat man die Liebe einst verglichen?
Die äußre Form ist wohl schon längst verblichen.

 

Anm. 108 - zum Anfang

109

O Neuer say that I was false of heart,
Though absence seem'd my flame to quallifie,
As easie might I from my selfe depart,
As from my soule which in thy brest doth lye:

That is my home of loue, if I haue rang'd,
Like him that trauels I returne againe,
Iust to the time, not with the time exchang'd,
So that my selfe bring water for my staine,

Neuer beleeue though in my nature raign'd,
All frailties that besiege all kindes of blood,
That it could so preposterouslie be stain'd,
To leaue for nothing all thy summe of good:

For nothing this wide Vniuerse I call,
Saue thou my Rose, in it thou art my all.

109

Denk nie, ich hätte dich betrügen können,
- obwohl, ein Seitensprung belebt die Lust -
so einfach könnt ich mich von mir nicht trennen,
denn meine Seele liegt in deiner Brust.

Sollt ich dies Liebesheim verlassen, dann
wär's eine Reise nur, ich kehrte heim
zur rechten Zeit, und nicht als fremder Mann,
und eigne Tränen wüschen mich dann rein.

Glaub nicht, dass ich wie andre Männer bin,
die sich von aller Welt verführen lassen.
So schlimme Dinge hab ich nicht im Sinn,
ich will dies Alles nicht für Nichts verlassen.

Ein Nichts ist jeder Reiz des Erdenballes,
nur du, du meine Rose, bist mein Alles.

Anm. 109 - zum Anfang

110

ALas 'tis true, I haue gone here and there,
And made my selfe a motley to the view,
Gor'd mine own thoughts, sold cheap what is most deare,
Made old offences of affections new.

Most true it is, that I haue lookt on truth
Asconce and strangely: But by all aboue,
These blenches gaue my heart an other youth,
And worse essaies prou'd thee my best of loue,

Now all is done, haue what shall haue no end,
Mine appetite I neuer more will grin'de
On newer proofe, to trie an older friend,
A God in loue, to whom I am confin'd.

Then giue me welcome, next my heauen the best,
Euen to thy pure and most most louing brest.

110

's ist leider wahr, ich hab' mich umgeschaut,
und mich zum Narrn gemacht vor allen Leut,
hab mich beschmutzt, veruntreut, was mir traut,
hab wiederholt, was mich schon mal gereut.

's ist wahr, ich hab gepfiffen auf die Treu,
das waren Fehler, und ich geb sie zu:
doch machten sie mich nochmal jung, und neu
erkannt ich, meine Liebe bist nur du!

Nun ists vorbei, von jetzt an ewiglich,
werd keiner Gier ich wieder folgen je,
nichts Neues mehr, lass keinen Freund im Stich,
den ich als meinen Gott der Liebe seh.

Drum Himmlische(r), mir ein Willkommen gib,
drück mich an deine Brust und hab mich lieb.

Alternativschluss bei männlichem Adressaten:
Heiß mich willkommen, du, der nächst dem Himmel,
nimm mich an deine Brust und deinen ...

Anm. 110 - zum Anfang

111

O For my sake doe you with fortune chide,
The guiltie goddesse of my harmfull deeds,
That did not better for my life prouide,
Then publick meanes which publick manners breeds.

Thence comes it that my name receiues a brand,
And almost thence my nature is subdu'd
To what it workes in, like the Dyers hand,
Pitty me then, and wish I were renu'de,

Whilst like a willing pacient I will drinke,
Potions of Eysell gainst my strong infection,
No bitternesse that I will bitter thinke,
Nor double pennance to correct correction.

Pittie me then deare friend, and I assure yee,
Euen that your pittie is enough to cure mee.

111

Schimpft mit dem Schicksal, diese Gottheit soll
die Schuld für meine schlimmen Taten zahlen,
sie sorgt für mich zu wenig liebevoll,
drum tret ich auf, und das führt zu Skandalen.

Deswegen ist mein Name stadtbekannt;
mein Naturell kriegt eine Schädigung
durch meine Arbeit, wie des Färbers Hand.
Habt deshalb Mitleid, wünscht mir Besserung.

Ich will, wie ein geduldiger Patient,
nun Essig trinken gegen dieses Leiden,
ich trink das bitterste Medikament,
um mich zu bessern will ich gerne leiden.

Habt Mitleid, Freund! Ich kann Euch garantieren,
verzeiht Ihr mir, so wird mich das kurieren.

Anm. 111 - zum Anfang

112

YOur loue and pittie doth th'impression fill,
Which vulgar scandall stampt vpon my brow,
For what care I who calles me well or ill,
So you ore-greene my bad, my good alow?

You are my All the world, and I must striue,
To know my shames and praises from your tounge,
None else to me, nor I to none aliue,
That my steel'd sence or changes right or wrong,

In so profound Abisme I throw all care
Of others voyces, that my Adders sence,
To cryttick and to flatterer stopped are:
Marke how with my neglect I doe dispence.

You are so strongly in my purpose bred,
That all the world besides me thinkes [Q: y'] are dead.

112

Verzeiht Ihr mir, löscht Ihr das böse Mal,
das der Skandal mir auf die Stirn gepresst.
Was man mir nachsagt, ist mir dann egal,
wenn Ihr 's mein Gutes kompensieren lässt.

Ihr seid die Welt, ich schaue nur dahin:
Wird Eure Zung mich tadeln oder loben.
Durch niemanden wird sonst mein fester Sinn
von Recht und Unrecht irgendwie verschoben.

Und in den tiefsten Abgrund will ich schießen,
was andre sagen, beide Ohren werd ich
für Schmeicheleien und Kritik verschließen.
Und so werd ich mit der Missachtung fertig:

Mein Denken wird allein von Euch genährt,
drum wird der Rest der Welt für tot erklärt.

 

Version Q:

Mein Denken ist so sehr von Eurer Welt,
dass alle Welt Euch für erfunden (bzw. gestorben) hält.

Anm. 112 - zum Anfang

113

SInce I left you, mine eye is in my minde,
And that which gouernes me to goe about,
Doth part his function, and is partly blind,
Seemes seeing, but effectually is out:

For it no forme deliuers to the heart
Of bird, of flowre, or shape which it doth latch [lack],
Of his quick obiects hath the minde no part,
Nor his owne vision houlds what it doth catch:

For if it see the rud'st or gentlest sight,
The most sweet-fauor or deformedst creature,
The mountaine, or the sea, the day, or night:
The Croe, or Doue, it shapes them to your feature.

Incapable of more repleat, with you,
My most true minde thus maketh mine eye [Q. -] vntrue.

113

Mein Aug, verwirrt, seit wir getrennt nun sind,
ist in Gedanken. Was die Schritte lenkt,
tut seine Pflicht nur halb und ist halb blind.
Es scheint zu sehn, ist aber abgelenkt.

Das Herz kriegt keine Formen übertragen
von Vögeln, Blumen oder was auch immer,
und auch das Hirn hat nichts mehr beizutragen,
denn schon des Auges Blick hält keinen Schimmer.

Sieht es den gröbsten Klotz, die reinste Pracht,
ein süß Geschöpf, ein krüppliges Gekreuch,
ob Berge oder Meer, ob Tag, ob Nacht,
ob Taube oder Kräh, es sieht nur Euch.

Nichts hat mehr Platz, seit von Euch voll ich bin,
die eignen Sinne täuscht mein treuster Sinn.

Anm. 113 - zum Anfang

114

OR whether doth my minde being crown'd with you
Drinke vp the monarks plague this flattery?
Or whether shall I say mine eie saith true,
And that your loue taught it this Alcumie?

To make of monsters, and things indigest,
Such cherubines as your sweet selfe resemble,
Creating euery bad a perfect best
As fast as obiects to his beames assemble:

Oh tis the first, tis flatry in my seeing,
And my great minde most kingly drinkes it vp,
Mine eie well knowes what with his gust is greeing,
And to his pallat doth prepare the cup.

If it be poison'd, tis the lesser sinne,
That mine eye loues it and doth first beginne.

114

Schluckts mein Verstand, dass Ihr sein Untertan,
wärs Schmeichelei, der Fluch der Monarchie.
Und sag ich ihm, sein Aug lög ihn nicht an,
es könn dank Eurer Liebe Alchemie,

und mach aus Monstern, ekelhaften Sachen,
nun goldne Engel, die Euch alle gleichen?
Aus jedem Stoff könn es das Beste machen,
so schnell, wie seine Strahlen es erreichen:

Doch das ist wieder Schmeichelei, und gern
schlürfts mein Verstand nun wie ein König, flink.
Das Auge kennt den Gaumen seines Herrn,
und mixt im Kelch auch schon den nächsten Drink.

Ist Gift drin, wär die Sünd verzeihlich noch,
Mein Auge liebts und trinkts als erstes doch.

Anm. 114 - zum Anfang

115

THose lines that I before haue writ doe lie,
Euen those that said I could not loue you deerer,
Yet then my iudgement knew no reason why,
My most full flame should  afterwards burne cleerer.

But reckening time, whose milliond accidents
Creepe in twixt vowes, and change decrees of Kings,
Tan sacred beautie, blunt the sharp'st intents,
Diuert strong mindes to th' course of altring things:

Alas why fearing of times tiranie,
Might I not then say now I loue you best,
When I was certaine ore in-certainty,
Crowning the present, doubting of the rest:

Loue is a Babe, then might I not say so
To giue full growth to that which still doth grow.

115

Was je ich schrieb, gelogen wars total.
Auch wenn ich schrieb, wie sehr ich Euch verehrte,
wie konnt ich damals wissen, dass einmal
die Flamme noch viel heller glühen werde?

Millionenfach hat man gesehn, wie Zeit
des Königs Urteil ändert, Eide bricht,
den Vorsatz abstumpft, schönstes Gut entweiht.
Der Stärkste bleibt bei seinen Zielen nicht.

Weshalb die Furcht vor dem Despoten Zeit?
Konnt ich nicht sagen "Jetzt, jetzt liebe ich!",
nicht wissend, was noch wird, mit Sicherheit?
Was zählt, ist jetzt - auf später pfeife ich?

Nein, denn man spricht zu Liebe wie zum Kinde,
damit sie wächst, zur vollen Größe finde.

Anm. 115 - zum Anfang

116

LEt me not to the marriage of true mindes
Admit impediments, loue is not loue
Which alters when it alteration findes,
Or bends with the remouer to remoue.

O no, it is an euer fixed marke
That lookes on tempests and is neuer shaken;
It is the star to euery wandring barke,
Whose worths vnknowne, although his hight be taken.

Lou's not Times foole, though rosie lips and cheeks
Within his bending sickles compasse come,
Loue alters not with his breefe houres and weekes,
But beares it out euen to the edge of doome:

If this be error and vpon me proued,
I neuer writ, nor no man euer loued.

116

Was man sich treu gelobt, wenn man sich liebt,
gilt ausnahmslos. Denn wahre Liebe, die
weicht nicht vom Weg, wo es sich grad ergibt,
mag auch der Wind sich drehn, sie dreht sich nie.

O nein, sie bleibt auf festgelegter Bahn,
steht auch bei Stürmen fest am Firmament,
und dient als Leitstern dem verirrten Kahn,
unschätzbar, selbst wenn man die Höhe kennt.

Sie ist nicht an Vergänglichkeit gebunden,
wenn auch der Wangen Rot verfallen mag,
sie ändert nicht in Wochen oder Stunden,
sie bleibt bestehen bis zum jüngsten Tag.

Wenn man mir dies als falsch beweisen kann,
wär ich kein Dichter, liebte nie kein('n) Mann.

Anm. 116 - zum Anfang

117

ACcuse me thus, that I haue scanted all,
Wherein I should your great deserts repay,
Forgot vpon your dearest loue to call,
Whereto al bonds do tie me day by day,

That I haue frequent binne with vnknown mindes,
And giuen to time your owne deare purchas'd right,
That I haue hoysted saile to al the windes
Which should transport me farthest from your sight.

Booke both my wilfulnesse and errors downe,
And on iust proofe surmise, accumilate,
Bring me within the leuel of your frowne,
But shoote not at me in your wakened hate:

Since my appeale saies I did striue to prooue
The constancy and virtue of your loue.

117

Ihr klagt mich an, ich hätte nie gedacht,
für all das Gute mich zu revanchieren,
nicht einen freundlichen Besuch gemacht,
was mir die Pflichten täglich doch diktieren,

dass ich zu oft für Fremde Euch verließ,
und nicht die ganze Zeit mit Euch verbrachte,
dass ich mein Segel allen Winden ließ,
was mich dann weit aus Eurem Blickfeld brachte.

Schreibt all die Fehler nieder, die ihr findet,
addiert den Starrsinn auch geflissentlich,
bis Ihr ein Recht zu Eurem Groll empfindet,
doch schießt dann nicht mit neuem Hass auf mich:

In der Berufung wird sich drum erweisen,
so wollt ich Eure Treue mir beweisen.

Anm. 117 - zum Anfang

118

LIke as to make our appetites more keene
With eager compounds we our pallat vrge,
As to preuent our malladies vnseene,
We sicken to shun sicknesse when we purge.

Euen so being full of your nere cloying sweetnesse,
To bitter sawces did I frame my feeding;
And sicke of wel-fare found a kind of meetnesse,
To be diseas'd ere that there was true needing.

Thus pollicie in loue t'anticipate
The ills that were, not grew to faults assured,
And brought to medicine a healthfull state
Which rancke of goodnesse would by ill be cured.

But thence I learne and find the lesson true,
Drugs poyson him that so fell sicke of you.

118

Ist einmal unser Appetit gedämpft,
so reizt den Gaumen neu ein starker Trank.
Und eine Magenkrankheit wird bekämpft,
indem man kotzt, bevor der Körper krank.

Ich nun, von Eurer Über-Süße satt,
verschrieb mir bittre Soßen zur Diät,
gab ein Rezept mir, schon vom Wohlsein matt,
um krank zu werden, ehe es zu spät.

So nahm, aus prophylaktischer Doktrin,
dass Schwächen nicht zu großen Fehlern werden,
ich ganz gesund noch, bittre Medizin
und wollt Gesundheit lindern durch Beschwerden.

Arznei wird Gift, das lernt ich aus dem allen,
ist jemand Euch schon solcherart verfallen.

Anm. 118 - zum Anfang

119

WHat potions haue I drunke of Syren teares
Distil'd from Lymbecks foule as hell within,
Applying feares to hopes, and hopes to feares,
Still loosing when I saw my selfe to win?

What wretched errors hath my heart committed,
Whilst it hath thought it selfe so blessed neuer?
How haue mine eies out of their Spheares bene fitted
In the distraction of this madding feuer?

O benefit of ill, now I finde true
That better is, by euil still made better.
And ruin'd loue when it is built anew
Growes fairer then at first, more strong, far greater.

So I returne rebukt to my content,
And gaine by ills thrise more then I haue spent.

119

Sirenentränen hab ich wohl gesoffen,
in Höllenapparaten destilliert,
gemixt aus Hoffnung, Furcht, und Furcht im Hoffen,
man wähnt sich Sieger, während man verliert!

Welch schlimme Fehler hat mein Herz begangen,
dabei gings ihm so gut wie nie zuvor!
Wie konnten Augen aus der Bahn gelangen?
Im Fieberwahn, was war ich für ein Tor!

Wie schön, dass Fehler noch zum Guten fanden!
Das Bessre wird durch Schlechtes besser bloß,
und Liebe, aus Ruinen neu erstanden,
ist schöner als zuvor, gestärkt und groß.

Ich komm zurück, die Strafe macht mich froh,
gewinn ich doch durch Fehler dreimal so.

Anm. 119 - zum Anfang

120

THat you were once vnkind be-friends mee now,
And for that sorrow, which I then didde feele,
Needes must I vnder my transgression bow,
Vnlesse my Nerues were brasse or hammered steele.

For If you were by my unkindness shaken
As I by yours, y'haue past a hell of Time,
And I a tyrant haue no leasure taken
To waigh how once I suffered in your crime.

O that our night of wo might haue remembred
My deepest sence, how hard true sorrow hits,
And soone to you, as you to me then tendred
The humble salue, which wounded bosomes fits!

But that your trespasse now becomes a fee,
Mine ransoms yours, and yours must ransome mee.

120

Dass Ihr einst lieblos wart, kommt mir gelegen,
und was ich damals fühlte, jene Qual,
würd mich jetzt krümmen meines Fehlers wegen,
wär'n meine Nerven nicht aus reinstem Stahl.

Habt Ihr dieselbe Kälte abbekommen,
dann habt Ihr eine Höllenpein erlitten.
Ich Teufel hab mir nicht mal Zeit genommen,
mich zu erinnern, was ich selbst gelitten.

Hätt unsre Leidensnacht mich nur erweicht,
hätt mein Gefühl, was Kummer ist, gewusst,
wir hätten jeweils Milde uns gereicht,
als Balsam für die Wunde in der Brust.

Doch so bringt Eure Schuld uns jetzt ins Reine:
kauft meine Eure, dann kauft Eure meine.

Anm. 120 - zum Anfang

121

TIS better to be vile then vile esteemed,
When not to be, receiues reproach of being,
And the iust pleasure lost, which is so deemed,
Not by our feeling, but by others seeing.

For why should others false adulterat eyes
Giue saluation to my sportiue blood?
Or on my frailties why are frailer spies;
Which in their wils count bad what I think good?

Noe, I am that I am, and they that leuell
At my abuses, reckon vp their owne,
I may be straight though they them-selues be beuel
By their rancke thoughtes, my deedes must not be shown

Vnlesse this general euill they maintaine,
All men are bad and in their badnesse raigne.

121

's wär besser, schlecht zu sein als nur zu scheinen,
könnt, wers nicht ist, dem Vorwurf nicht entgehn;
auch gäb es reine Freude dann für keinen,
wenn sie nur wäre, wie sie andre sehn.

Wenn geile alte Böcke plötzlich meinen,
mein heißes Blut zu kühlen, sei ihr Recht?
Wenn meine Schwächen Schwächern groß erscheinen,
und was ich gut erachte, ihnen schlecht?

Nein, nein, ich bleibe lieber, wie ich bin!
Die kreiden mir die eignen Fehler an.
Ich stehe grad, sie schielen zu mir hin,
Ihr Schmutz darf nicht an meine Taten ran.

Es sei denn, Schlechtigkeit wär allgemein:
Wär jeder schlecht, müsst man noch schlechter sein.

Variante Str. 3:

Zeigt nur auf mich, ich bin so, wie ich bin!
Die andern solln vor ihrer Türe putzen,
steh ich gerade, schielen sie nur hin,
ihr übles Hirn soll nicht mein Tun beschmutzen.

Anm. 121 - zum Anfang

122

TThy guift, thy tables, are within my braine
Full characterd with lasting memory,
Which shall aboue that idle rancke remaine
Beyond all date euen to eternity.

Or at the least, so long as braine and heart
Haue facultie by nature to subsist,
Til each to raz'd obliuion yeeld his part
Of thee, thy record neuer can be mist:

That poore retention could not so much hold,
Nor need I tallies thy deare loue to skore,
Therefore to giue them from me was I bold,
To trust those tables that receaue thee more,

To keepe an adiunckt to remember thee,
Were to import forgetfulnesse in mee.

122

Was du mir an Notizen schenktest, ist
in meinem Hirn kopiert und aufgereiht,
in edlerem Gefäß für lange Frist,
auf alle Zeiten bis in Ewigkeit -

Zumindest so lang, wie mein Herz und Hirn
dem Lauf der Zeit zu widerstehen wissen.
Bis beide ihren Teil von dir verliern,
so lang wird niemand etwas von dir missen.

Ich brauch kein Büchlein, es wär viel zu klein,
kein Kerbholz, das den Liebesgrad bestimmt,
Drum gab ichs weg, vertrau jetzt kühn allein
aufs Herz, das doch von dir viel mehr aufnimmt.

Wenn man Erinnrungsstücke aufbehält,
So nur, weil man Vergessen möglich hält.

Anm. 122 - zum Anfang

123

NO! Time, thou shalt not bost that I doe change,
Thy pyramyds buylt vp with newer might
To me are nothing nouell, nothing strange,
They are but dressings of a former sight:

Our dates are breefe, and therefor we admire,
What thou dost foyst vpon vs that is ould,
And rather make them borne to our desire,
Then thinke that we before haue heard them tould:

Thy registers and thee I both defie,
Not wondring at the present, nor the past,
For thy records, and what we see doth lye,
Made more or les by thy continuall hast:

This I doe vow and this shall euer be,
I will be true dispight thy syeth and thee.

123

Nein! Zeit, ich bleibe meiner Meinung treu.
Lass nur die Pyramiden neu erstehn,
sie scheinen mir nicht fremd und auch nicht neu.
Das hat man alles schon einmal gesehn.

Weil unser Leben kurz ist, sehen wir
im alten Schrott, den du uns bringst, ein Wunder,
das von uns selbst erschaffen, jetzt und  hier,
und doch ists immer noch der alte Plunder.

Ich pfeif auf dich mit deinen Katalogen:
Dein Jetzt und Gestern sind nur Lug und Trug.
Was du verwahrst und zeigst, es ist gelogen,
verformt sich stets durch deinen schnellen Flug.

Ich schwöre dir, so wird es immer sein,
und deine Sense schüchtert mich nicht ein.

Anm. 123 - zum Anfang

124

YF my deare loue were but the childe of state,
It might for fortunes basterd be vnfathered,
As subiect to times loue, or to times hate,
Weeds among weeds, or flowers with flowers gatherd.

No it was buylded far from accident,
It suffers not in smilinge pomp, nor falls
Vnder the blow of thralled discontent,
Whereto th'inuiting time our fashion calls:

It feares not policy that Heriticke,
Which workes on leases of short numbred howers,
But all alone stands hugely pollitick,
That it nor growes with heat, nor drownes with showres.

To this I witnes call the foles of time,
Which die for goodnes, who haue liu'd for crime.

 

124

Wär meine Lieb ein Kind von höherm Stand,
wär sie ein Zufallskind und vaterlos.
Mit Lob und Tadel wär die Zeit zur Hand,
hieß sie mal Blümlein, mal ein Unkraut bloß.

Doch ist sie weit vom Zufall weg gebaut,
Sie wird von Pomp und Schmeichlern nicht umringt,
kein Mob, der sie sich zu verachten traut,
wozu die Mode dieser Zeit uns zwingt.

Ist keines dieser fiesen Ränkespiele,
die nur ein paar bezahlte Stunden dauern,
Sie steht allein, mit einem klaren Ziele,
wird nicht verglühn, ertrinkt auch nicht in Schauern.

Zu Zeugen ruf ich Wetterfahnen auf,
Verbrecher, die bereu'n im letzten Schnauf.

Anm. 124 - zum Anfang

125

VVEr't ought to me I bore the canopy,
With my extern the outward honoring,
Or layd great bases for eternity,
Which proues more short then wast or ruining?

Haue I not seene dwellers on forme and fauor
Lose all, and more by paying too much rent
For compound sweet; Forgoing simple sauor,
Pittifull thriuors in their gazing spent.

Noe, let me be obsequious in thy heart,
And take thou my oblacion, poore but free,
Which is not mixt with seconds, knows no art,
But mutuall render, onely me for thee.

Hence, thou subbornd Informer, a trew soule
When most impeacht, stands least in thy controule.

 

125

Brächt's etwas ein, ich trüg das schönste Kleid,
und wollt' mit äußrer Form der Welt gefallen,
ich schüfe Sockel für die Ewigkeit,
die jedoch schon nach kurzer Zeit verfallen.

Die nur auf Gunst und gute Formen setzen,
verlieren alles, müssen mehr noch lassen,
für süßes Zeug, statt Einfachkeit zu schätzen,
die Ärmsten wollen sich für Tand verprassen.

Lass mich formell in deinem Herzen sein,
nimm du mein Opfer, an, zwar arm doch frei
und nicht gemischt mit anderm, kunstlos rein,
geb ich mich hin, dass ich der Deine sei.

Du fieser Spitzel, weg! Die treue Seele
hört in Bedrängnis nicht mehr auf Befehle.

Anm. 125 - zum Anfang

126

O Thou my louely Boy who in thy power,
Doest hould times fickle glasse, his fickle, hower:
Who hast by wayning growne, and therein shou'st,
Thy louers withering, as thy sweet selfe grow'st.

If Nature (soueraine misteres ouer wrack)
As thou goest onwards still will plucke thee backe,
She keepes thee to this purpose, that her skill.
May time disgrace, and wretched mynuit kill.

Yet feare her O thou minnion of her pleasure,
She may detaine, but not still keepe her tresure!
Her Audite (though delayd) answer'd must be,
And her Quietus is to render thee.
( )
( )

126

Lieb Kind, in deiner Hand hältst du bereit
das Sichelschicksalsstundenglas der Zeit.
Du bist durchs Sterben anderer gewachsen,
das Welken des Geliebten zeigt dein Wachsen.

Natur, bestimmend des Vergehens Lauf,
hält dich in deinem Vorwärtsschreiten auf.
Sie hält dich jung und will mit dieser List
der Zeit nun zeigen, wer die Meistrin ist.

Doch fürchte sie, auch als ihr Schatz: Ihr Walten
hält dich zwar auf, doch kann sie dich nicht halten,
denn die Bilanz ist längst gemacht, wirst sehn:
damit die Rechnung aufgeht, musst du gehn.

Anm. 126 - zum Anfang

127

IN the ould age blacke was not counted faire,
Or if it weare it bore not beauties name:
But now is blacke beauties successiue heire,
And Beautie slanderd with a bastard shame,

For since each hand hath put on Natures power,
Fairing the foule with Arts faulse borrow'd face,
Sweet beauty hath no name no holy boure,
But is prophan'd, if not liues in disgrace.

Therefore my Mistresse eyes are Rauen blacke,
Her eyes so suted, and they mourners seeme,
At such who not borne faire no beauty lack,
Slandring Creation with a false esteeme,

Yet so they mourne becomming of their woe,
That euery toung saies beauty should looke so.

127

Schwarz galt noch nicht als schön in alter Zeit;
und wenn es schön war, nannte man's nicht so.
doch jetzt hat Schwarz gesiegt im Erbschaftsttreit,
und altes Schön ist nicht mehr comme il faut.

Was einst Natur tat, jede Hand bringt's her,
macht Wüstes künstlich schön durch Überschminken,
die Schönheit selbst hat keinen Tempel mehr,
sie lebt profan und wird in Schand versinken.

Der Meistrin Augen sind so schwarz wie Raben,
sie tun, als würden sie in Trauer sein,
weil Hässliche sich schon als schön ausgaben,
die Schöpfung höhnend durch den falschen Schein.

Ihr Trauern wirkt zu ihrem Leid so fein,
dass jeder sagt, so sollte Schönheit sein.

Anm. 127 - zum Anfang

128

HOw oft, when thou, my music, music play'st
Upon that blessed wood whose motion sounds
With thy sweet fingers when thou gently sway'st
the wiry concord that mine ear confounds

Do I envy those jacks that nimble leap
To kiss the tender inward of thy hand,
Whislt my poor lips, which should that harvest reap,
At the wood's boldness by thee blushing stand.

To be so tickled, they would change their state
And situation with those dancing chips
O'er whom thy fingers walk with gentle gait,
Maiking dead wood more blest than living lips.

Since saucy jacks so happy are in this,
Give them thy fingers, me thy lips to kiss.

 

128 (am Virginal)

Wie oft, o Muse, wenn du Zeit dir nimmst,
Musik zu spiel'n auf diesem Instrument,
mit deinen süßen Fingern sanft bestimmst,
welch ein Akkord mein Ohr betören könnt,

wie oft ich diese Tasten dann beneide,
die flink dir deine Fingerbeeren küssen,
kühn erntend, worauf meine Lippen beide,
darob errötend, nun noch warten müssen.

Wie gern wär'n sie gekitzelt, möchten bitten,
du mögst statt dieser Hölzlein sie antippen,
doch deine Finger gehn mit sanften Schritten
und segnen totes Holz statt meine Lippen.

Wenn freche Tasten so im Glücksgenuss,
Gib ihnen deine Finger, mir den Kuss.

Anm. 128 - zum Anfangzum Anfang

129

TH'expence of Spirit in a waste of shame
Is lust in action, and till action, lust
Is periurd, murdrous, blouddy full of blame,
Sauage, extreame, rude, cruell, not to trust,

Inioyd no sooner but dispised straight,
Past reason hunted, and no sooner had
Past reason hated as a swollowed bayt,
On purpose layd to make the taker mad.

Made In pursut and in possession so,
Had, hauing, and in quest, to haue extreame,
A blisse in proofe and proud and very wo,
Before a ioy proposd behind a dreame,

All this the world well knowes yet none knowes well,
To shun the heauen that leads men to this hell.

129

Verspritzter Geist, vergossen voll in Scham,
ist Wollust, wenn es kommt. Bis man es tut,
bezeichnet man sie mörderisch, infam,
verlogen, grausam, tierisch, gar nicht gut.

Genossen kaum, verachtet man sie sehr,
man hat ihr nachgejagt aus Unbedacht,
hasst nun aus Unbedacht den Köder, der,
wen ihn geschluckt, nun so verrückt gemacht.

Verrückt, es zu erlangen; eine Qual,
wenn man's gehabt, noch hat und will; denn kaum
gehabt, wird das Momentvergnügen schal,
zuvor versprochne Freude bleibt ein Traum.

Dies weiß die Welt, und doch: kein Mann entrinnt
dem Himmel, der ihm diese Hölle bringt.

Anm. 129 - zum Anfang

130

MY Mistres eyes are nothing like the Sunne,
Currall is farre more red, then her lips red,
If snow be white, why then her brests are dun:
If haires be wiers, black wiers grow on her head:

I haue seene Roses damaskt, red and white,
But no such Roses see I in her cheekes,
And in some perfumes is there more delight,
Then in the breath that from my Mistres reekes.

I loue to heare her speake, yet well I know,
That Musicke hath a farre more pleasing sound:
I graunt I neuer saw a goddesse goe,
My Mistres when shee walkes treads on the ground.

And yet by heauen I thinke my loue as rare,
As any she beli'd with false compare.

130

Wie Sonnen sind der Liebsten Augen nicht,
noch ist korallenrot ihr Lippenpaar,
die Brüste gleißen nicht wie Schnee im Licht,
nicht goldne, schwarze Fäden sind ihr Haar.

Damaskerrosen sah ich, rot und weiß
in Gärten stehn - auf ihren Wangen nicht.
Parfüme duften süßer oft, ich weiß,
als Atem, der aus ihrem Munde bricht.

Gern hör ich's, wenn sie ihre Stimm' erhebt,
doch schöner klingt, was durch Musik entsteht.
Ich sah noch nie, wie eine Göttin schwebt:
Mein Schatz bleibt auf dem Boden, wenn sie geht.

Und doch ist sie so schön wie die, die dreist
man derart mit absurden Bildern preist.

Anm. 130 - zum Anfang

131

THou art as tiranous, so as thou art,
As those whose beauties proudly make them cruell;
For well thou know'st to my deare doting hart
Thou art the fairest and most precious Iewell.

Yet in good faith some say that thee behold,
Thy face hath not the power to make loue grone;
To say they erre, I dare not be so bold,
Although I sweare it to my selfe alone.

And to be sure that is not false I sweare
A thousand grones but thinking on thy face,
One on anothers necke do witnesse beare
Thy blacke is fairest in my iudgements place.

In nothing art thou blacke saue in thy deeds,
And thence this slaunder as I thinke proceeds.

131

Tyrannisch bist du, eine Frau, die findet,
wer schön sei, müsse stolz und grausam sein.
Du weißt doch, was mein liebend Herz empfindet,
du bist mein schönster, liebster Edelstein.

Und doch gibt's welche, die behaupten, dein
Gesicht könn' nicht zu Liebesseufzern führen.
Die lasse ich in ihrem Irrtum sein.
Ganz anders ist's in meinen Liebesschwüren,

Ich lüge nicht: Denk ich an dein Gesicht,
sind's mehr als tausend Seufzer, die ich stöhn,
und jeder zeugt, wovon ich hier bericht':
Mein Urteil ist, dein Schwarz ist wunderschön.

Doch sündenschwarz bist du in deinen Taten,
nur deshalb bist du ins Geschwätz geraten.

Anm. 131 - zum Anfang

132

THine eies I loue, and they as pittying me,
Knowing thy heart torment me with disdaine,
Haue put on black, and louing mourners bee,
Looking with pretty ruth vpon my paine.

And truly not the morning Sun of Heauen
Better becomes the gray cheeks of th'East,
Nor that full Starre that vshers in the Eauen
Doth halfe that glory to the sober West

As those two morning eyes become thy face:
O let it then as well beseeme thy heart
To mourne for me since mourning doth thee grace,
And sute thy pitty like in euery part.

Then will I sweare beauty her selfe is blacke,
And all they foule that thy complexion lacke.

 

132

Ich liebe deine Augen, sie bedauern,
dass mich dein Herz so grausam noch verschmäht.
Ihr schwarzes Kleid zeigt, dass sie liebend trauern,
sie leiden mit, weil's mir so schlecht ergeht.

Des Himmels Morgensonne prangt von fern
nicht schöner auf des Ostens grauen Wangen,
der nüchtre Westen kann vom Abendstern
nicht halb so viel an hellem Glanz empfangen,

wie deine Augen dem Gesicht verleihn.
So mach, dass sich nun auch dein Herz erweicht,
denn Trauer steht dir gut, lass sie herein,
dass Mitleid jeden Teil von dir erreicht.

Die Schönheit selbst sei schwarz, schwör ich dann glatt,
und wüst, was nichts von deinem Dunkel hat.

Anm. 132 - zum Anfang

133

BEshrew that heart that makes my heart to groane
For that deepe wound it giues my friend and me;
I'st not ynough to torture me alone,
But slaue to slauery my sweet'st friend must be.

Me from my selfe thy cruell eye hath taken,
And my next selfe thou harder hast ingrossed,
Of him, my selfe, and thee I am forsaken,
A torment thrice three-fold thus to be crossed:

Prison my heart in thy steele bosomes warde,
But then my friends heart let my poore heart bale,
Who ere keepes me, let my heart be his garde,
Thou canst not then vse rigor in my Iaile.

And yet thou wilt, for I being pent in thee,
Perforce am thine and all that is in me.

133

Verwünsch dein Herz, denn es bringt meinem Pein,
verwundet es doch mich und den Gefährten.
Ists nicht genug, quälst du mich nur allein,
muss auch mein Freund zu deinem Sklaven werden?

Dein grausam Auge riss mein Selbst aus mir,
dann hast du dir mein Nächstes zugeschlagen.
Verlassen so von mir, von ihm, von dir,
hab ich ein dreifach schweres Kreuz zu tragen.

Sperr mein Herz ein in deinem Herz aus Stahl,
doch lass mein Herz das Herz des Freunds behalten,
wer mich auch hält, mein Herz bleibt sein Lokal,
und da darf deine Grausamkeit nicht walten.

Doch wird sie's trotzdem tun, bin ich in dir,
dann bin ich dein, samt allem, was in mir.

Anm. 133 - zum Anfang

134

SO now I haue confest that he is thine,
And I my selfe am morgag'd to thy will,
My selfe Ile forfeit, so that other mine,
Thou wilt restore to be my comfort still:

But thou wilt not, nor he will not be free,
For thou art couetous, and he is kinde,
He learnd but suretie-like to write for me,
Vnder that bond that him as fast doth binde.

The statute of thy beauty thou wilt take,
Thou vsurer that put'st forth all to vse,
And sue a friend, came debter for my sake,
So him I loose through my vnkinde abuse.

Him haue I lost, thou hast both him and me,
He paies the whole, and yet am I not free.

 

134

Ich habs gestanden, dein ist dieser Mann,
und auch ich selbst bin ganz an dich verpfändet.
Ich lass dir dieses Selbst, gibst du mir dann
mein andres Ich zurück, das Balsam spendet.

Das willst du nicht, und er will auch nicht gehn,
denn du klebst am Besitz, und er ist lieb,
als Bürge wollte er für mich einstehn,
worauf er selbst an dich gefesselt blieb.

Die eigne Schönheit brauchst du ohne Scham,
du Wucherin, leihst alles her aus Gier,
betreibst den Freund, der mir zu Hilfe kam,
den ich, weil ich ihn so missbraucht, verlier.

Verloren hab ich, du hast nun uns zwei.
er zahlt für alles, doch ich werd nicht frei.

Anm. 134 - zum Anfang

135

WHo euer hath her wish, thou hast thy Will,
And Will too boote, and Will in ouer-plus,
More then enough am I that vexe thee still,
To thy sweete will making addition thus.

Wilt thou whose will is large and spatious,
Not once vouchsafe to hide my will in thine,
Shall will in others seeme right gracious,
And in my will no faire acceptance shine:

The sea all water, yet receiues raine still,
And in aboundance addeth to his store,
So thou beeing rich in Will adde to thy Will,
One will of mine to make thy large Will more.

Let no vnkinde, no faire beseechers kill,
Thinke all but one, and me in that one Will.

135

Was viele wünschen, du hast deinen Willen,
ja, Willen hast du mehr schon als  genug.
Trotz allem will auch ich den deinen stillen,
und geh zu deinem Willen wie ein Krug.

Ist denn dein Wollding nicht ganz gross und prächtig,
darf meines nicht auch mal da rein gelangen?
Ein fester Wille wirkt bei vielen mächtig,
Wie würd mein Willchen glänzen, nett empfangen!

Das Meer empfängt, lässt sich vom Regen füllen,
und wenn's von Wasser voll ist, nimmt's noch weiter.
Nimm du, schon reich an Willen, meinen Willen
zu deinem noch hinzu, der wird dann breiter.

Schreck keinen Willen ab, der zu dir will,
sieh einen nur, ich bin dabei -  Dein Will.

Anm. 135 - zum Anfang

136

IF thy soule check thee that I come so neere,
Sweare to thy blind soule that I was thy Will
And will thy soule knowes is admitted there,
Thus farre for loue, my loue-sute sweet fullfill.

Will, will fulfill the treasure of thy loue,
I fill it full with wils, and my will one,
In things of great receit with ease we prooue.
Among a number one is reckon'd none.

Then in the number let me passe vntold,
Though in thy stores account I one must be,
For nothing hold me, so it please thee hold,
That nothing me, a some-thing sweet to thee.

Make but my name thy loue, and loue that still,
And then thou louest me for my name is Will

.136

IF thy soule check thee that I come so neere,
Sweare to thy blind soule that I was thy Will
And will thy soule knowes is admitted there,
Thus farre for loue, my loue-sute sweet fullfill.

Will, will fulfill the treasure of thy loue,
I fill it full with wils, and my will one,
In things of great receit with ease we prooue.
Among a number one is reckon'd none.

Then in the number let me passe vntold,
Though in thy stores account I one must be,
For nothing hold me, so it please thee hold,
That nothing me, a some-thing sweet to thee.

Make but my name thy loue, and loue that still,
And then thou louest me for my name is Will.

 

136 a

Dein Seelchen warnt, ich käme dir zu nah?
Dann schwör der blinden Seel, ich sei dein Himmel.
Der Himmel, weiß sie, hat den Zugang da.
Soweit erfüll mir, Süße, meinen Fimmel.

Will dir der Himmel in die Schatztruh steigen?
Füll sie nur voll mit Himmeln, nimm auch meinen.
Da so viel Platz ist, lässt es sich dann zeigen:
Wo viele sind, zählt einen man als keinen.

Und zähl mich dann als Schäfchen nicht: ich fehle.
Besteht die Anzahl Böcke nur aus mir,
dann halt mich für ein Nichts; doch bitte, zähle
mich Nichts als süßes Etwas ganz zu dir.

Lieb meinen Namen nur, und lieb ihn immer,
Dann liebst du mich, ich heiße nämlich: Himmel.

136 b

Wenn deine Seele warnt, ich sei zu nah,
Dann schwör der blinden Seel, ich sei dein Wille.
Dein Wille, weiß sie, hat den Zugang da.
Soweit erfüll mir, Süße, meine Grille.

Will dir ein Willi in die Schatztruh steigen?
Füll sie nur voll mit Willen, nimm auch meinen.
Da so viel Platz ist, wird sich's leicht dann zeigen:
Wo viele sind, zählt einen man als keinen.

Und zähl mich dann als Schäfchen nicht: ich fehle.
Besteht die Anzahl Böcke nur aus mir,
dann halt mich für ein Nichts; doch bitte, zähle
mich Nichts als süßes Etwas ganz zu dir.

Lieb meinen Namen, das ists, was ich will.
Dann liebst du mich, ich heiße nämlich: Will.

Anm. 136 - zum Anfang

137

THou blinde foole loue, what doost thou to mine eyes,
That they behold and see not what they see:
They know what beautie is, see where it lyes,
Yet what the best is, take the worst to be.

If eyes corrupt by ouer-partiall lookes,
Be anchord in the baye where all men ride,
Why of eyes falsehood hast thou forged hookes,
Whereto the iudgement of my heart is tide?

Why should my heart thinke that a seuerall plot,
Which my heart knowes the wide worlds common place?
Or mine eyes seeing this, say this is not
To put faire truth vpon so foule a face,

In things right true my heart and eyes haue erred,
And to this false plague are they now transferred.

137

Gott Amor, hast die Augen mir geblendet,
was sie erblicken, sehen sie nicht recht,
sie kennen Schönheit, wissen, wo sie endet,
doch das, was gut ist, halten sie für schlecht.

Sie sehen alles nur im rosa Licht
und ankern dort, wo alle reiten, dann.
Du schmiedest Haken aus der falschen Sicht
und knüpfst das Urteil meines Herzens dran.

So meint es dann, der Platz sei ganz speziell,
dabei kann jeder diesen Ort besteigen.
Wie kommt es, dass die Augen dann nicht schnell
das wüst Gesicht in reiner Wahrheit zeigen?

Was wahr ist, sehen Herz und Augen nicht,
sie sind auf diese Seuche ganz erpicht.

Anm. 137 - zum Anfang

 138

WHen my loue sweares that she is made of truth,
I do beleeue her though I know she lyes,
That she might thinke me some vntuterd youth,
Vnlearned in the worlds false subtilties.

Thus vainely thinking that she thinkes me young,
Although she knowes my dayes are past the best,
Simply I credit her false speaking tongue,
On both sides thus is simple truth supprest:

But wherefore sayes she not she is vniust ?
And wherefore say not I that I am old?
O loues best habit is in seeming trust,
And age in loue, loues not t'haue yeares told.

Therefore I lye with her, and she with me,
And in our faults by lyes we flattered be.

138

Wenn meine Liebste mir die Treue schwört,
dann glaub ich ihr. Zwar lügt sie wie gewohnt,
doch soll sie denken, ich sei jung, betört,
und von der falschen Welt bis jetzt verschont.

Ich bild mir ein, sie halte mich für fit
und jung, obwohl sie weiß, das ist vorbei.
Ich gebe ihrer Zunge blind Kredit,
Und beide lügen wir uns an dabei.

Doch weshalb sagt sie nicht, sie gehe fremd?
Und weshalb sag ich nicht, ich sei ein Greis?
Gewahrter Schein ist Amors schönstes Hemd,
Wie alt man ist, gibt man nicht gerne preis.

So liegen wir einander lügend bei
Und schmeicheln lügend uns von Fehlern frei.

Anm. 138 - zum Anfang

139

O Call not me to iustifie the wrong,
That thy vnkindnesse layes vpon my heart,
Wound me not with thine eye but with thy toung,
Vse power with power, and slay me not by Art,

Tell me thou lou'st else-where; but in my sight,
Deare heart forbeare to glance thine eye aside,
What needst thou wound with cunning when thy might
Is more then my ore-prest defence can bide?

Let me excuse thee, ah my loue well knowes,
Her prettie lookes haue beene mine enemies,
And therefore from my face she turnes my foes,
That they else-where might dart their iniuries:

Yet do not so, but since I am neere slaine,
Kill me out-right with lookes, and rid my paine.

139

Rechtfertigen kann ich dein Unrecht nicht,
mit dem du herzlos mir das Herz verwundst.
Brauch nicht die Augen, sag mirs ins Gesicht,
Erschlage mich mit Kraft und nicht mit Kunst.

Gibts einen andern? Sags! Doch schau mich an,
Herzliebste, wend dein Aug nicht von mir ab!
Wozu denn Schlauheit, deine Macht, die kann
weit mehr, und die Verteidigung ist schlapp.

Ich könnte sagen: "Liebchen weiß zu gut,
dass jeder Blick von ihr gefährlich war,
drum lenkt sie von mir weg der Feinde Flut,
so bringen sie an anderm Ort Gefahr."

Doch tu das nicht, ich bin schon fast erschlagen,
Schau mich doch an, erlös mich von den Plagen.

Anm. 139 (Variante) - zum Anfang

140

BE wise as thou art cruell, do not presse
My toung-tide patience with too much disdaine :
Least sorrow lend me words and words expresse,
The manner of my pittie wanting paine.

If I might teach thee witte better it weare,
Though not to loue, yet loue to tell me so,
As testie sick-men when their deaths be neere,
No newes but health from their Phisitions know.

For if I should dispaire I should grow madde,
And in my madnesse might speake ill of thee,
Now this ill wresting world is growne so bad,
Madde slanderers by madde eares beleeued be.

That I may not be so, nor thou be lyde,
Beare thine eyes straight, though thy proud heart goe wild.

140

Sei weise statt nur grausam, reize nicht
mit Abscheu noch mein bisher stummes Leid!
Sonst kommts, dass doch mein Kummer plötzlich spricht,
und zeigt, wie meine Pein nach Mitleid schreit.

Ich möcht dir raten, machs, wie ichs gern hätt,
sprich mir von Liebe, liebst du mich auch nicht:
Der schwierige Patient im Sterbebett
will auch nur, dass der Arzt von Heilung spricht.

Verzweifle ich, verlier ich den Verstand,
und dann verleumd ich dich im Wahn vor allen.
Die kranke Welt ist in solch schlechtem Stand,
den irren Ohrn wird irrer Klatsch gefallen.

Damit dies alles aber nicht geschieht,
schenk Blicke mir, wenn auch dein Herz mich flieht.

Anm. 140 - zum Anfang

141

IN faith I doe not loue thee with mine eyes,
For they in thee a thousand errors note,
But 'tis my heart that loues what they dispise,
Who in dispight of view is pleasd to dote.

Nor are mine eares with thy toungs tune delighted,
Nor tender feeling to base touches prone,
Nor taste, nor smell, desire to be inuited
To any sensuall feast with thee alone:

But my fiue wits, nor my fiue sences can
Diswade one foolish heart from seruing thee,
Who leaues vnswai'd the likenesse of a man,
Thy proud hearts slaue and vassall wretch to be:

Onely my plague thus farre I count my gaine,
That she that makes me sinne, awards me paine.

141

Nach dir würd keines meiner Augen schmachten,
sie nehmen tausend Fehler an dir wahr.
Mein Herz dagegen liebt, was sie verachten,
trotz deines Aussehns liebts dich ganz und gar.

Von deiner Stimme ist kein Ohr entzückt,
die Haut ist für Kontakt mit dir zu fein,
auch Nase oder Mund sind nicht verrückt
nach einem Sinnenfest mit dir allein.

Und doch wills Sinnen und Verstand nicht glücken,
mein Herz von seinem Wahne zu befrein,
es dreht dem Körper führungslos den Rücken,
und will nur deines Herzens Sklave sein.

Gewinn bringt dieses Fieber mir nicht ein,
die mich zur Sünde zwingt, die lohnts mit Pein.

Anm. 141 - zum Anfang

142

LOue is my sinne, and thy deare vertue hate,
Hate of my sinne, grounded on sinfull louing,
O but with mine, compare thou thine owne state,
And thou shalt finde it merrits not reproouing,

Or if it do, not from those lips of thine,
That haue prophan'd their scarlet ornaments,
And seald false bonds of loue as oft as mine,
Robd others beds reuenues of their rents.

Be it lawfull I loue thee as thou lou'st those,
Whome thine eyes wooe as mine importune thee,
Roote pittie in thy heart that when it growes,
Thy pitty may deserue to pittied bee.

If thou doost seeke to haue what thou doost hide,
By selfe example mai'st thou be denide.

142

Wär Liebe Sünd, ist deine Tugend Hass,
Hass meiner Sünd, wenns sündig wär zu lieben.
Vergleiche mich mit dir, dann siehst du, dass
ichs nicht verdiene, Tadel abzukriegen.

Und wenn, dann nur von andern Lippen, deine
entehrten ja den Purpur, der sie ziert,
mit falschen Liebesschwürn - so oft wie meine
in fremdem Bett schon Mieten einkassiert.

Erlaub, dass meine Augen um dich flehn,
du wirfst die deinen auch auf andre schon.
Und lass im Herzen Mitgefühl entstehn,
das wächst und dir einst zusteht als dein Lohn.

Willst etwas, ohne dass es andre sehn,
Wirds sonst dir so wie mir mit dir ergehn.

Anm. 142 - zum Anfang

143

LOe as a carefull huswife runnes to catch,
One of her fethered creatures broake away,
Sets downe her babe and makes all swift dispatch
In pursuit of the thing she would haue stay:

Whilst her neglected child holds her in chace,
Cries to catch her whose busie care is bent,
To follow that which flies before her face:
Not prizing her poore infants discontent;

So runst thou after that which flies from thee,
Whilst I thy babe chace thee a farre behind,
But if thou catch thy hope turne back to me:
And play the mothers part kisse me, be kind.

So will I pray that thou maist haue thy Will,
If thou turne back and my loude crying still.

 

143

Jetzt bist du der besorgten Hausfrau gleich,
wenn aus dem Hof ein Federvieh entspringt,
setzt sie ihr Kind ab und verfolgt sogleich
den Hahn, damit ihm nicht die Flucht gelingt.

Ihr Kind, verlassen, folgt ihr weinend, sieht,
dass sie, da ihre Sorgen abgelenkt,
von dem, was da vor ihren Augen flieht,
nicht mehr an ihres Kindes Kummer denkt.

Auch du rennst etwas nach; das flieht vor dir,
und ich, dein Kind, ich renn dir hinterdrein.
Hast du's gefangen, komm zurück zu mir
und spiel die Mutterrolle, küss mich fein.

Ich hoffe nur, du kriegst bald deinen Willen
und kehrst zurück und wirst mein Weinen stillen.

Anm. 143 - zum Anfang

144

TWo loues I haue of comfort and dispaire,
Which like two spirits do sugiest me still,
The better angell is a man right faire:
The worser spirit a woman collour'd il.

To win me soone to hell my femall euill,
Tempteth my better angel from my sight,
And would corrupt my saint to be a diuel:
Wooing his purity with her fowle pride.

And whether that my angel be turn'd finde,
Suspect I may, yet not directly tell,
But being both from me both to each friend,
I gesse one angel in an others hel.

Yet this shal I nere know but liue in doubt,
Till my bad angel fire my good one out.

 

144

Zwei Lieben hab ich, Trost und Untergang,
die wie zwei Engel meinen Weg begleiten.
Der bessre ist ein wirklich guter Mann;
der schlechtre, eine Frau, hat böse Seiten.

Mich in die Höll zu bringen, lockt das Weib
den bessern Engel mir von meiner Seit,
dass er, noch keusch, zum Teufel werd, sein Leib
von ihrem Stolz befleckt, die um ihn freit.

Ob nun der Engel schon ein Teufel ist?
Vermutlich schon: Wenn jeder unverfroren
den andern liebt und mich dabei vergisst,
wird einer in des andern Hölle schmoren.

Doch weiß ich's erst, verjagt das Ungeheuer
den guten Engel mit dem Schwert aus Feuer.

Anm. 144 - zum Anfang

145

THose lips that Loues owne hand did make,
Breath'd forth the sound that said I hate,
To me that languisht for her sake:
But when she saw my wofull state,

Straight in her heart did mercie come,
Chiding that tongue that euer sweet,
Was vsde in giuing gentle dome:
And tought it thus a new to greete:

I hate she alterd with an end,
That follow'd it as gentle day,
Doth follow night who like a fiend
From heauen to hell is flowne away.

I hate, from hate away she threw,
And sau'd my life saying not you.

145

Der Mund, den Venus selbst gemacht,
formt jetzt das böse Wort "Ich hass ... ",
zu mir, der ich so nach ihr schmacht!
Wie sie mich sieht, ganz leichenblass,

hat sich schon Mitled eingestellt:
Es rügt die Zunge, die sonst süß
in sanftem Tone Urteil fällt,
dass sie mich fortan anders grüß.

Und auf "Ich hass ..." fügt sie hinzu,
was solche Härte sanft verkürzt,
so wie der Tag die Nacht, wenn Lu-
zifer vom Himmel höllwärts stürzt.

"Ich hass ... " - und dann besinnt sie sich -
Ich lebe noch, es folgt kein "dich"!

Variante (vgl. Anm.):
Nach "hass" fehlt noch ein schlimmes Ende,
sie ändert dies und lässt es tagen,
der Tag bringt gottseidank die Wende,
und kann die Nacht zur Hölle jagen.

"ich hass" sagt sie, und dann komt Licht,
sie lässt mich leben mit "dich nicht".

Anm. 145 - zum Anfang

146

POore soule the center of my sinfull earth,
[My sinfull earth] these rebbell powres that thee array,
Why dost thou pine within and suffer dearth
Painting thy outward walls so costlie gay?

Why so large cost hauing so short a lease,
Dost thou vpon thy fading mansion spend?
Shall wormes inheritors of this excesse
Eate vp thy charge? is this thy bodies end?

Then soule liue thou vpon thy seruants losse,
And let that pine to aggrauat thy store;
Buy tearmes diuine in selling houres of drosse:
Within be fed, without be rich no more,

So shalt thou feed on death, that feeds on men,
And death once dead, ther's no more dying then.

146

Du arme Seele, Zentrum meiner Erde!
Sie ruft Rebellenheere auf den Plan,
das macht dir großen Hunger und Beschwerde,
und doch malst du dein Äußres kostbar an.

Warum willst du für kurze Miete viel
verschwenden für ein Haus, das bald nur Dreck?
Die Würmer erben dieses Domizil,
Soll'n sie es fressen? Wäre dies sein Zweck?

Nein, Seele, halte deinen Körper knapp,
und lass sein Leiden deinen Schatz vermehren.
Kauf ewge Zeit, stoß mindre Stunden ab,
bleib außen arm, und lass dich innen nähren.

Schau, dass der Tod, der Menschen frisst, dich nähr!
Ist tot der Tod, so gibt's kein Sterben mehr.

Anm. 146 - zum Anfang

147

MY loue is as a feauer longing still,
For that which longer nurseth the disease,
Feeding on that which doth preserue the ill,
Th'vncertaine sicklie appetite to please:

My reason the Phisition to my loue,
Angry that his prescriptions are not kept
Hath left me, and I desperate now approoue,
Desire is death, which Phisick did except.

Past cure I am, now Reason is past care,
And frantick madde with euer-more vnrest,
My thoughts and my discourse as mad mens are,
At randon from the truth vainely exprest.

For I haue sworne thee faire, and thought thee bright,
Who art as black as hell, as darke as night.

 

147

Mein Lieben ist ein Fiebern und Begehren
nach allem, was die Seuche frisch erhält,
von dem, was krank erhält, will es sich nähren,
was meinem kranken Appetit gefällt.

Vernunft, die Ärztin meiner Liebe war,
wurd bös, ich hielt mich nicht an ihr Verbot,
und ging; verzweifelt stell ich fest, fürwahr,
sie hatte recht, Verlangen ist mein Tod.

Und unheilbar, seit die Vernunft entkam,
irr ich nun nur noch ständig her und hin,
und denk und rede nur verrückten Kram,
von Wahrheit weit entfernt und ohne Sinn.

Hab dich in Schwüren schön und hell gemacht,
dabei bist du doch schwarz wie Höll und Nacht.

Anm. 147 - zum Anfang

148

O Me! what eyes hath loue put in my head,
Which haue no correspondence with true sight,
Or if they haue, where is my iudgment fled,
That censures falsely what they see aright?

If that be faire whereon my false eyes dote,
What meanes the world to say it is not so?
If it be not, then loue doth well denote,
Loues eye is not so true as all mens: no,

How can it? O how can loues eye be true,
That is so vext with watching and with teares?
No maruaile then though I mistake my view,
The sunne it selfe sees not, till heauen cleeres.

O cunning loue, with teares thou keepst me blinde,
Least eyes well seeing thy foule faults should finde.

 

148

Die Liebe gab mir Augen in den Kopf,
die sich auf echtes Sehen nicht verstehen.
Wenn doch, wär meine Urteilskraft ein Tropf,
dass sie nicht richtig deutet, was sie sehen?

Wenn schön ist, was die falschen Augen packt,
was meint die Welt, die sagt, das sei es nicht?
Wenn's nicht schön, zeigt sich aber hier exakt:
So gut wie Menschen sieht die Liebe nicht.

Wie könnt' sie auch? Ihr Auge sieht nicht klar,
das Schaun und Tränen drücken auf die Lider.
Kein Wunder, nehm auch ich nur Falsches wahr,
nur wenn's nicht trüb ist, sieht die Sonne wieder.

Mit Tränen lässt du, Liebe, uns erblinden,
damit die Augen keine Fehler finden.

Anm. 148 - zum Anfang

149

CAnst thou O cruell, say I loue thee not,
When I against my selfe with thee pertake:
Doe I not thinke on thee when I forgot
Am of my selfe, all tirant for thy sake?

Who hateth thee that I doe call my friend,
On whom froun'st thou that I doe faune vpon,
Nay if thou lowrst on me doe I not spend
Reuenge vpon my selfe with present mone?

What merrit do I in my selfe respect,
That is so proude thy seruice to dispise,
When all my best doth worship thy defect,
Commanded by the motion of thine eyes.

But loue hate on for now I know thy minde,
Those that can see thou lou'st, and I am blind.

 

149

Es quält mich, wenn du sagst, ich lieb dich nicht,
wenn ich mich gegen mich mit dir vereine.
Denk ich denn etwa nicht an dich, wenn ich
mich grausam - dir zu Liebe - selbst verneine?

Wer hasst dich, den ich noch als Freund betrachte,
Wen magst du nicht, dem's ich mit Schmeicheln lohn?
Und schaust du mich gar böse an, so trachte
ich nicht an mir nach Rache, seufz auch schon?

Was respektier ich an mir selbst denn noch?
Nur, was mich dir noch lässt zum Sklaven taugen!
Mein Bestes ehrt selbst deine Mängel doch,
und liest dir jeden Wunsch von deinen Augen.

Doch Lieb, hass weiter, so bist du gesinnt:
Die, die noch sehen, liebst du, ich bin blind.

Anm. 149 - zum Anfang

150

OH from what powre hast thou this powrefull might,
VVith insufficiency my heart to sway,
To make me giue the lie to my true sight,
And swere that brightnesse doth not grace the day?

Whence hast thou this becomming of things il,
That in the very refuse of thy deeds,
There is such strength and warrantise of skill,
That in my minde thy worst all best exceeds?

Who taught thee how to make me loue thee more,
The more I heare and see iust cause of hate,
Oh though I loue what others doe abhor,
VVith others thou shouldst not abhor my state.

If thy vnworthinesse raisd loue in me,
More worthy I to be belou'd of thee.

 

150

Von welcher Macht hast du die mächtge Kraft,
dass du mein Herz durch Mängel kannst regieren?
Was sichtbar, leugne ich gewissenhaft,
und schwör, die Helle würd den Tag nicht zieren.

Wie kommt's, dass Schlechtes an dir so gefällt,
und man auch noch die schlimmsten deiner Taten,
für ganz genial, gekonnt und kraftvoll hält?
Das Beste find ich im Vergleich missraten!

Wer lehrte dich, mich dich mehr lieben lassen,
je mehr ich hör und seh was hassenswert?
Auch wenn ich nun das lieb, was andre hassen,
mich so wie sie verachten, wär verkehrt:

Dein Unwert ist's, der meine Liebe nährt,
grad deshalb bin ich deiner Liebe wert.

Anm. 150 - zum Anfang

151

LOue is too young to know what conscience is,
Yet who knowes not conscience is borne of loue,
Then gentle cheater vrge not my amisse,
Least guilty of my faults thy sweet selfe proue.

For thou betraying me, I doe betray
My nobler part to my grose bodies treason,
My soule doth tell my body that he may,
Triumph in loue, flesh staies no farther reason.

But rysing at thy name doth point out thee,
As his triumphant prize, proud of this pride,
He is contented thy poore drudge to be
To stand in thy affaires, fall by thy side.

No want of conscience hold it that I call,
Her loue, for whose deare loue I rise and fall.

 

151

Das Knäblein Amor ist zu jung zu wissen,
auch das Gewisse* ist ein Kind der Liebe. *Cunnilingus oder: die Erkenntnis
Drum reiz mich, süßer Schwindler, nicht beflissen,
sonst machst du dich zum Anlass meiner Triebe.

Sobald du mich verführst, verrate ich
mein edler Selbst an meine Sinnlichkeit.
Wenn meine Seele denkt, sie liebe dich,
hört dies der Leib und ist das Fleisch bereit.

Hört's deinen Namen steht's und zeigt auf dich
als Preis, ist stolz auf seine Läng und Breite.
Es dient dir nur zu gern, geflissentlich,
steht treu zu dir und fällt an deiner Seite.

Gewissenlos ist es in keinem Falle,
nenn "Liebste" ich, für die ich steh und phalle.

Anm. 151 - zum Anfang

152

IN louing thee thou know'st I am forsworne,
But thou art twice forsworne, to me loue swearing,
In act thy bed-vow broake and new faith torne,
In vowing new hate after new loue bearing:

But why of two othes breach doe I accuse thee,
When I breake twenty: I am periur'd most,
For all my vowes are othes but to misuse thee:
And all my honest faith in thee is lost

For I haue sworne deepe othes of thy deepe kindnesse:
Othes of thy loue, thy truth, thy constancie,
And to inlighten thee gaue eyes to blindnesse,
Or made them swere against the thing they see.

For I haue sworne thee faire: more periurde eye,
To swere against the truth so foule a lie.

152

Du weißt, dich liebend brech ich eine Eh,
du tust es doppelt, wenn du Liebe schwörst,
die du im Ehbett brichst, und - Treu ade! -
hier Hass gelobst, dort neue Lieb erhörst.

Was soll's, du hast zwar doppelt mich betrogen
Doch ich hab zwanzig Schwüre falsch geschworen:
All meine Liebesschwüre warn gelogen,
denn mein Vertraun in dich ist längst verloren.

Ich hab geschworn, du seist mir treu gesinnt,
seist wahr, beständig und mir zugetan.
Dich so zu sehn, schloss ich die Augen, blind
ließ ich sie schwören, was sie gar nicht sahn.

Doch kann der Meineid nur beim Auge liegen:
So gegen alle Wahrheit noch zu lügen!

Anm. 152 - zum Anfang

153

CUpid laid by his brand and fell a sleepe,
A maide of Dyans this aduantage found,
And his loue-kindling fire did quickly steepe
In a could vallie-fountaine of that ground:

Which borrowd from this holie fire of loue,
A datelesse liuely heat still to indure,
And grew a seething bath which yet men proue,
Against strange malladies a soueraigne cure:

But at my mistres eie loues brand new fired,
The boy for triall needes would touch my brest,
I sick withall the helpe of bath desired,
And thether hied a sad distemperd guest.

But found no cure, the bath for my helpe lies,
Where Cupid got new fire; my mistres eye.

153

Cupido schlief mit seiner Fackel ein.
Ein Nymphchen Dianas, das bekam dies mit,
ergriff sein liebentflammend Steckelein,
ging rasch zum Quell im kühlen Grund damit.

Vom heilgen Liebesfeuer wurd' die Quelle
so zeitlos heiß, sie dampft auch heute noch.
Sie ist ein Kurbad für die schlimmsten Fälle,
heilt sie so manche fremde Krankheit doch.

Als Cupids Fackel neu durch Herrins Blick
entbrannt, was meine Brust beweisen kann,
wollt Lindrung ich, versucht im Bad mein Glück,
und zog dorthin als ernstlich kranker Mann.

Doch Hilfe nur im Aug der Herrin liegt,
wo nun ja auch Cupido Feuer kriegt.

Anm. 153 - zum Anfang

I54

THe little Loue-God lying once a sleepe,
Laid by his side his heart inflaming brand,
Whilst many Nymphes that vou'd chast life to keep,
Came tripping by, but in her maiden hand,

The fayrest votary tooke vp that fire,
Which many Legions of true hearts had warm'd,
And so the Generall of hot desire,
Was sleeping by a Virgin hand disarm'd.

This brand she quenched in a coole Well by,
Which from loues fire tooke heat perpetuall,
Growing a bath and healthfull remedy,
For men diseasd, but I my Mistrisse thrall,

Came there for cure and this by that I proue,
Loues fire heates water, water cooles not loue.

FINIS.

154

Der kleine Liebesgott lag auf dem Ohr,
die Liebesfackel neben sich gelegt,
als eine Nymphenschar, die Keuschheit schwor,
vorbeigetrippelt kam. Wohl überlegt

ergriff die Schönste diesen heißen Pfahl,
durch den so manches Herz schon Wärme fand.
Schon fand sich der Begierde General
entwaffnet von der keuschen Jungfrau Hand.

Sie löscht' die Fackel aus im kühlen Quell,
der, durch das Liebesfeuer ewig heiß,
ein Badeort nun ist, wo Kranke schnell
sich Heilung hoffen. Ich kam solcherweis

als meiner Herrin Sklave hier zur Kur,
doch Liebesfeuer heizt das Wasser nur.

Anm. 154 - zum Anfang

 

 

1, 2, 3, 4, 5/6, 7, 8, 9, 10, 11, 12, 13, 14, 15/16, 17, 18, 19, 20, 21, 22, 23, 24, 25, 26, 27/28, 29, 30, 31, 32, 33, 34, 35, 36, 37, 38, 39, 40, 41, 42, 43, 44/45, 46, 47, 48, 49, 50/51, 52, 53, 54, 55, 56, 57, 58, 59, 60, 61, 62, 63, 64 /65, 66, 67/68, 69, 70, 71, 72, 73, 74, 75
76, 77, 78/79, 80, 81, 82, 83, 84, 85, 86, 87, 88, 89, 90, 91, 92, 93, 94, 95, 96, 97, 98, 99, 100, 101, 102, 103, 104, 105, 106, 107, 108, 109, 110, 111, 112, 113, 114, 115, 116, 117, 118/119, 120, 121, 122, 123, 124, 125, 126, 127, 128, 129, 130, 131, 132, 133, 134, 135 / 136, 137, 138, 139, 140, 141, 142, 143, 144, 145, 146, 147, 148, 149, 150, 151, 152, 153, 154

 


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