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Romeo: Wouldst thou withdraw
it?
For what purpose, love?
Juliet: But to be frank, and give it thee again.
And yet I wish but for the thing I have:
My bounty is as boundless as the sea,
My love as deep; the more I give to thee,
The more I have, for both are infinite.
I hear some noise within; Dear love, adieu.
William Shakespeare,
1591/1596
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Romeo: Möchtest du dein
Herz wieder zurücknehmen? Warum das, meine Liebe?
Juliet: Nur damit ich dir's noch einmal geben
könnte - und doch, was wünsch' ich mir damit, als
was ich schon habe? Meine Zärtlichkeit ist so
grenzenlos als die See, meine Liebe so tief: je mehr ich dir
gebe, je mehr ich habe, denn beyde sind unerschöpflich
-- Ich höre ein Getöse -- Lebe wohl, mein
Geliebter --
C. M. Wieland, 1762-66
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Romeo: Wollt's du mir ihn
entziehn?
Wozu das, Liebe?
Juliet: Um unverstellt ihn dir
zurückzugeben,
Allein ich wünsche, was ich habe, nur.
So grenzenlos ist meine Huld, die Liebe
So tief ja wie das Meer. Je mehr ich gebe,
Je mehr auch hab' ich: beides ist unendlich.
Ich hör' im Haus Geräusch; leb' wohl,
Geliebter!
August Wilhelm Schlegel,
1797-1810
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Romeo: Wolltst du ihn mir
entziehn?
Wozu das, Liebe?
Juliet: Und ihm freimütig dir
zurückzugeben,
Und doch, ich wünsche nichts als was ich habe.
An Güte bin ich grundlos wie das Meer,
An Liebe grad so tief, je mehr ich gebe,
Je mehr ich habe: Beides grenzenlos...
Ich hör im Haus Geräusch: leb wohl,
Geliebter!
Friedrich Gundolf, 1925
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Romeo: Willst du ihn denn
zurück?
Wozu, Geliebte?
Juliet: Um frei zu sein, ihn nochmals dir zu
geben.
Und doch, ich wünsche nur, was ich schon habe:
Denn meine Lieb' ist endlos wie die See
Und tief: Je mehr ich dir davon gesteh,
Je mehr hab ich, denn grenzenlos sind beide!
Man ruft mich drin. Ade, mein Montague!
Erich Fried, 1963-68
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Romeo:
Zurückziehn willst du ihn?
Wozu, mein Engel?
Juliet: Um frei zu sein, ihn dir
zurückzugeben.
Dabei wünsch ich ja nur, was ich schon hab,
Mein Herz ist weit, weitherzig wie die See,
Die Liebe grad so tief: Je mehr ich geb,
Um so mehr hab ich - beides ist unendlich.
Ich hör drin reden. Geh auch schlafen, du.
Frank Günther,
1995
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Romeo: Willst du ihn widerrufen?
Wozu das, Liebste?
Juliet: Nur um freigebig39 zu sein und ihn
dir neu zu geben. Und doch wünsche ich nur, was ich
[schon] habe. Meine Freigebigkeit40 ist
so ohne Grenzen wie das Meer, meine Liebe so tief, je mehr
ich dir gebe, desto mehr besitze ich, denn beide sind
unendlich. Ich höre etwas drinnen. [Mein]
teurer Liebster, lebe wohl.
Ulrike Fritz, 1999
39 frank
:Außer 'freigebig' vgl.
Lear III.4.20, auch
'freimütig, unverblümt', vgl. Hen. V
1.2.245
40 bounty Vgl.
A.Y.L.
IV.1.189-192
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