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Markus Marti (ed.), William
Shakespeare: Timon of Athens / Timon von Athen.
Englisch-deutsche Studienausgabe. Deutsche Prosafassung,
Anmerkungen, Einleitung und Kommentar. Englisch-deutsche
Studienausgabe der Dramen Shakespeares. Tübingen:
Stauffenburg, 1995, 302 pp.
Der englische Text basiert (orthographisch
modernisiert) auf der ersten Folio-Ausgabe. Spätere
Emendationen werden im kritischen Apparat angeführt und
diskutiert. Die traditionelle Akt- und Szeneneinteilung aus
dem 18. Jahrhundert wird aus praktischen Gründen
beibehalten (um das Nachschlagen und Zitieren zu
vereinfachen), auf andere Einteilungsmöglichkeiten, die
sich eigentlich aufdrängen, wird aber hingewiesen. Die
Zeilenzählung richtet sich (aus denselben praktischen
Gründen) nach der Complete Pelican Shakespeare
Edition, ed. Alfred Harbage (1969).
Die deutsche Übersetzung verzichtet auf
sprachliche Schönheit zugunsten semantischer Exaktheit.
Sie ist als laufender (fußnotensparender) Kommentar
zum englischen Text gedacht. Sie wird durch vier Arten von
Fußnoten ergänzt: stilistische und strukturelle
Anmerkungen (rhetorische Figuren, Wortspiele u.ä.),
theaterbezogene Anmerkungen (Stellung der Schauspieler auf
der Bühne, Bühnenhandlung usw.), Anmerkungen zum
kulturellen oder historischen Kontext (z.B. zu Shakespeares
Zeit gängige Vorstellungen und Denkweisen, die zu einem
besseren Verständnis des Textes beitragen
könnten), und schließlich semantische
Anmerkungen, wenn die deutsche Übersetzung nicht alle
Bedeutungsnuancen eines englischen Wortes wiedergeben kann,
oder wenn Emendationen diskutiert werden. Wo immer
möglich wird der Folio-Version als ältestem Text
der Vorzug gegeben, auch an den schwierigeren Stellen, bei
denen sich Emendationen allgemein eingebürgert haben
(z.B. in Our poesy is like a gown which uses
(I.1.65), in Cupidos Ankündigung des Maskenspiels
(I.2.115ff), bei so many talents (III.2.12 und 23),
und an vielen anderen Orten.
Die Einleitung gibt einen Überblick über
die Rezeptionsgeschichte des Stückes im englischen und
deutschen Sprachraum, eine deutsche und englische
Bühnengeschichte des Stückes, die
Autorschaftsfrage wird diskutiert und verschiedene moderne
Interpretationsansätze werden vorgestellt.
Detailliertere Interpretationshilfen finden sich im
Kommentar zu den einzelnen Szenen.
Speziell wird auf den thematischen Gebrauch von
Wörtern aus bestimmten Wortfeldern hingewiesen
(fortune, beasts, illness, prostitution, use und
usury). Sie werden verwendet um den unausweichlichen
Verfall der Menschheit zu zeigen in einer Welt, die von
Fortuna regiert wird, wo die Menschen alle vom Glück
und Geld genarrt werden und zu wilden Tieren degenerieren.
Mit dieser Thematik widerspiegelt das Stück die
sozialen und ökonomischen Probleme zur Zeit
Shakespeares. Es geht dabei um den Wechsel vom feudalen
System zum Merkantilismus und Kapitalismus, mit dem sich
nicht alle so leicht abfinden konnten. Konfrontiert mit den
neuen Werten einer frühkapitalistischen Gesellschaft
wird Timon mit seinen veralteten, konservativen
Wertvorstellungen auf tragische Weise lächerlich und
schliesslich zerstörerisch.
Wegen der radikalen und zynischen Weltsicht, die dieses
Stück bietet, fielen die Reaktionen immer sehr
unterschiedlich und extrem aus. Schiller und Marx
betrachteten Timon als Shakespeares Meisterwerk, aber
viele Kritiker und Literaturwissenschaftler sahen in
Timon bloß ein missglücktes Fragment, das
von Shakespeare nie vollendet wurde, weil sich das Konzept
als falsch erwies, das Stück wäre dann bloß
noch von Interesse, weil es uns einen Einblick in
Shakespeares Schreibweise gewährt, den uns die
ausgefeilteren, vollendeten Stücke nicht mehr geben
können. Aber sogar Shakespeares Autorschaft wurde mit
dem Hinweis auf mangelnde Qualität des Stückes
immer wieder in Frage gestellt.
Es ist ein Anliegen dieser Ausgabe, neue Lesarten
für dieses ungewöhnliche Stück vorzulegen:
Verschiedene Ansätze werden angeboten und diskutiert.
vor allem in den Kommentaren zu jeder einzelnen
Szene.
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Markus Marti (ed.), William
Shakespeare: Timon of Athens / Timon von Athen.
Englisch-deutsche Studienausgabe. Deutsche Prosafassung,
Anmerkungen, Einleitung und Kommentar. Englisch-deutsche
Studienausgabe der Dramen Shakespeares. Tübingen:
Stauffenburg, 1995, 302 pp.
The English text is based on the First Folio
version. Later emendations are mentioned and discussed, and
the spelling is modernised. The traditional act and scene
divisions have been kept for practical reasons (easy
reference), but alternative divisions are suggested. The
line numbers correspond to those in the Complete Pelican
Shakespeare Edition, edited by Alfred Harbage (1969)
The German prose translation is as literal in
meaning and as neutral in style as possible. It serves as a
running commentary to the English text and is complemented
by footnotes of different types: stylistic and structural
(rhetorical figures, word play, etc.), theatrical (positions
on stage, stage business, etc.), cultural and historical
(e.g. contemporary notions which might be important for a
full understanding of the text), and semantic (where the
prose version cannot fully render the meanings of words and
expressions in the English original, or where emendations
have to be discussed). Meanings which may differ from
traditional interpretations but support the Folio reading
are suggested wherever this is possible, e.g. in Our
poesy is like a gown which uses (I.1.65), Cupid's
introduction of the masque (I.2.115ff), so many
talents (III.2.12 and 23), and in many other
passages.
The introduction gives a survey of the criticism
of the play, it deals with the sources, the questions of
authorship, the stage history, the structure of the play,
and its main themes. A more detailed interpretation can be
found in the commentary to each scene at the end of the
volume.
Special care has been taken to show the thematic use of
words and expressions linked with fortune, beasts, illness,
prostitution, use and usury. They are used to describe the
inevitable fall of mankind in a world governed by Fortune,
where men are Fortune's fools and turn into wild beasts.
With this theme the play reflects the social and economic
problems of Shakespeare's time. It was a time of great
economic and social changes, as the feudal system and to
give way to mercantilism and capitalism. Confronted with the
new values of an early capitalist society, Timon's
conservative values become tragically ridiculous and finally
destructive.
Reactions to Timon of Athens have always been
controversial and extreme because of the play's bitterness
and its social and political radicality. Schiller and Marx
regarded it as Shakespeare's masterpiece, but many critics
and scholars have considered it a mere fragment, abandoned
by Shakespeare because the whole concept had been a failure,
only of some interest because it allowed an insight into his
way of writing, an insight which was not possible to that
extent in his more polished works. Even Shakespeare's
authorship has been questioned.
The aim of this volume is to present new ways of reading
this unusual play. Different approaches are offered and
discussed in the commentaries to every single
scene.
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